Popularität

[536] Popularität oder Volksbeliebtheit ist eine Eigenschaft, welche schon in den Staaten des griech. und röm. Alterthums für sehr wichtig zur Erreichung von Einfluß und Wirksamkeit im Staatsleben angesehen wurde. Nur Derjenige wird die Zuneigung des Volks erwerben, welcher zu dessen Bildungsstufe, dessen Begriffen und Ansichten herabzusteigen fähig ist. Dabei muß er es aber redlich meinen und nicht aus Eigennutz und Ehrsucht um die Volksgunst buhlen, überhaupt blos nach einer edlen Popularität streben, die man durch eine für das Volk heilsame und nützliche Wirksamkeit, eine unerschrockene Vertheidigung seiner Rechte und ein einfaches, leutseliges Benehmen gegen die Einzelnen aus dem Volke gewinnt, mit denen der Zufall uns zusammenführt. Man nennt aber auch die Schreibart eines Schriftstellers populair oder schreibt ihr Popularität zu und versteht darunter eine solche Deutlichkeit und Verständlichkeit desselben, daß seine Schriften auch den nicht wissenschaftlich gebildeten Ständen genießbar sind. Das Streben nach einer solchen Popularität auch in Behandlung wissenschaftlicher Gegenstände ist stets lobenswerth, wenn es nicht in Oberflächlichkeit und Gemeinheit ausartet und für die höhere geistige Ausbildung des Volkes ist wahre Popularität der Schreibart von der höchsten Wichtigkeit. Erfreulich ist es namentlich in unserer Zeit, daß man auf diese Art eine Menge von Kenntnissen, welche früher die sogenannten Gelehrten als ihr ausschließliches Eigenthum ansahen, zum Gemeingut der Nation zu machen sucht.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 536.
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