Dampf

[387] Dampf, der gasartige Zustand tropfbarer Flüssigkeiten, durch eine bestimmte Wärmemenge erzeugt (s. Verdunstung und Sieden). Der D. erlangt in einem geschlossenen Raume eine gewisse größte Spannkraft (Maximum der Spannkraft), die, solange noch Flüssigkeit vorhanden ist, nur von der Temperatur abhängt; sie wird durch Vergrößerung des Raums nicht geringer, weil aus der Flüssigkeit sich neue D. bis zur Herstellung jener größten Spannkraft erzeugen, und durch eine Verkleinerung des Raums bei gleichbleibender Temperatur nicht größer, weil ein Teil der D. zu Flüssigkeit kondensiert wird, bis der Rest genau wieder die der einwirkenden Temperatur entsprechende Spannkraft besitzt. Solcher D. heißt »gesättigt«. Wenn in einem Raum ohne Flüssigkeit so wenig Dämpfe vorhanden sind, daß ihre Spannkraft viel geringer ist als die zu der gerade stattfindenden Temperatur gehörige größte Spannkraft, so verhalten sie sich wie die Gasarten, d.h. sie folgen bei der Verdichtung und Verdünnung dem Mariotteschen Gesetz, bis sie durch Verdichtung oder Abkühlung der größten Spannkraft nahe kommen. Solcher D. heißt »ungesättigt« oder »überhitzt«. Die Spannkraft der D. wird bei geringern Werten gewöhnlich durch eine Quecksilbersäule, welcher sie das Gleichgewicht halten, gemessen; bei höhern Werten vergleicht man dieselbe mit dem Druck der Atmosphäre. Die Wärmemenge, welche die Gewichtseinheit einer Flüssigkeit gebraucht, um sich in D. zu verwandeln, heißt Verdampfungswärme oder Dampfwärme (früher latente Wärme des D.); für Wasser von 100° C. beträgt sie 536 Kalorien, d.h. es sind 536 Kalorien erforderlich, um 1 kg Wasser von 100° in D. von 100° zu verwandeln. 1 cbm Wasser liefert bei 100° C. und 1 Atmosphäre etwa 1700 cbm D.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 387.
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