Gottl, Friedrich, Edler v. Ottlilienfeld

[211] Gottl, Friedrich, Edler v. Ottlilienfeld, geb. 1868 in Wien, 1900 Privatdozent in Heidelberg, 1902 Prof. in Brünn, 1908 Prof. an der Technischen Hochschule in München.

Das »idiographische« Verfahren bedarf der Mitwirkung »nomothetischer« Erkenntnis und eines steten Bezuges auf innere Zusammenhänge, einer »idiographischen Reihenbildung«: Das Typische ist nicht nur im Gesetzlichen enthalten, auch in der idiographischen (individualisierenden) Darstellung kommt es zum Ausdruck. Die empirische Wirklichkeit selber, die »Totalität des Erlebten« ist der Gegenstand der Geschichte. Historik ist »Interpretation von Sein, um Geschehen zu erschließen«. Kosmogenie, Entwicklungsgeschichte u. dgl. gehören zur »Metahistorik«. Die Historik erschließt ein Geschehen, das wir vom Boden der logischen Denkgesetze aus als ein »Geflechte vernünftigen Tuns« erschließen. Die Grenzen der Geschichte sind zugleich die Grenzen unserer Erkenntnis.

SCHRIFTEN: Die Grenzen der Geschichte, 1904. – Über den Ursprung der Geschichte, 1906. – Archiv für Sozialwissenschaft Bd. 23-24, 1906, u. a..

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 211.
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