Gratry, Auguste

[212] Gratry, Auguste, geb. 1805 in Lilie, wurde Artillerieleutnant, dann Priester, 1863 Prof. an der Sorbonne, gest. 1872 in Paris.

G. ist ein Gegner des »Hegelianismus« (gegen Vacherot, Renan u. a.) und tritt für eine christliche Philosophie ein, welche »induktiv« (analog der Platonischen Dialektik und der »Infinitesimal-Methode«) zum Transzendenten, Unendlichen aufsteigt und Gott als Gegenstand innerer Erfahrung betrachtet. Das göttliche Wort offenbart sich in der menschlichen Vernunft; Gott ist die Quelle unserer Freiheit, unserer Willenskraft durch die Liebe. Der Körper ist ein Abbild der Seele, die Seele ein Abbild der göttlichen Natur. Die Seele ist zugleich das Lebensprinzip.

SCHRIFTEN: Etude sur la sophistique contemporaine, 1851. – De la connaissance de Dieu, 1855. – Logique, 1856. – De la connaissance de l'âme, 1857. – Philosophie du Credo, 1861. – Les sophistes et la critique, 1864, – La morale et la loi d'histoire, 1868. – Über d Erkenntnis d. Menschen, deutsch 1859. – Vgl. FLOECKNER, Krit. d. Grundelem. d. G.schen Systems, 1889.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 212.
Lizenz:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika