Gumplowicz, Ludwig

[217] Gumplowicz, Ludwig, geb. 1838 in Krakau. Prof. in Graz, gest. 1900. G.s Soziologie ist naturalistisch, auf den Begriff des »Rassenkampfes« gestützt. Die Soziologie ist »die Lehre von den sozialen Gruppen, ihrem gegenseitigen Verhalten und ihren dadurch bedingten Schicksalen«, Die Gruppe ist das soziale Element, das Individuum nur ein »passives Atom« in der Gruppe. Die soziale Tätigkeit ist »Selbsterhaltung der Gruppe, die Mehrung ihrer Macht, Begründung und Kräftigung ihrer Herrschaft oder doch ihrer sozialen Stellung in Staat und Gesellschaft zum Zwecke hat«. Der »Rassenkampf« hat folgendes Gesetz: »Jedes mächtigere ethnische oder soziale Element strebt danach, das in seinem Machtbereich befindliche oder dahin gelangende schwächere Element seinen Zwecken dienstbar zu machen.« Das Recht ist eine Resultante von Machtfaktoren, der Staat eine Machtorganisation, eine »naturwüchsige Organisation der Herrschaft behufs Aufrechterhaltung einer bestimmten Rechtsordnung« (Allgemeines Staatsrecht, 1897).

Anhänger G.s sind Ratzenhofer, Savorgnan, teilweise auch F. Oppenheimer. Ähnlich lehren zum Teil L. v. Haller, Cattaneo, Nietzsche u. a.

Schriften: Der Hassenkampf, 1883; 2. A. 1908. – Grundzüge der Soziologie, 1885; 2. A. 1905. – Die soziologische Staatsidee, 1892; 2. A. 1902. – Soziologische Essays, 1899. – Geschichte der Staatstheorien, 1905. – Soziologie im Umriß, 1910.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 217.
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