Höfler, Alois

[275] Höfler, Alois, geb. 1853 in Kirchdorf, Prof in Wien.

H. ist wesentlich von Meinong beeinflußt. Gegenstand der Psychologie sind nach ihm die psychischen Erscheinungen, welche durch innere Wahrnehmung (mit Evidenz) festgestellt werden. Seele und Leib sind verschieden und stehen miteinander in Wechselwirkung. Die intellektuellen Vorgänge sind Vorstellen und Urteilen, die des Gemütes Gefühle und Begehrungen. Vom psychischen Akt ist dessen unmittelbarer Inhalt und von diesem der Gegenstand (bezw. das »Objektiv«, s. Meinong) zu unterscheiden. Das Urteil ist ein Akt des Anerkennens oder Verwerfens. Gewisse Urteile werden mit Evidenz von uns gefällt. Es gibt apriorische (und unmittelbar evidente) Urteile im Sinne der »Gegenstandstheorie« Meinongs (s. d.). Die obersten Denkgesetze sind solche unmittelbar evident gewisse Urteile, deren Gegenstand Unmöglichkeits- und Notwendigkeitsbeziehungen zwischen Urteilen selbst sind. Die Psychologie ist eine Grundlage der Philosophie, da aber (in der Logik usw.) überall auch[275] »gegenstandstheoretisch« vorgegangen, d.h. das Gegenständliche, auf welches psychische Akte gerichtet sind, untersucht werden muß, so ist die Philosophie nicht »psychologistisch.« – Eine Philosophie der Physik ist notwendig und zwar auf dem Boden des Realismus und der mechanischen Naturauffassung (gegen Mach, u. a.).

SCHRIFTEN: Logik, 1890 (mit Meinong). – Grundlehren der Logik, 1890, 1908. – Psychische Arbeit, 1893. – Psychologie, 1897. – Grundlehren d. Psychol., 1897, 1907. – Die metaphys Theor. von Leib u. Seele, 1897. – Studien zur gegenwärtigen Philosophie der Mechanik, 1900. – Propäd. Logik u. Psychol., 1903. – Zur gegenwärtigen Naturphilosophie, 1904. – Sind wir Psychologisten? Lesestücke aus philos. Klassikern, 1906. – Grundlehren der Logik u. Psychol., 2. A., 1907. – Drei Vortrage über Mittelschulreform, 1909, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 275-276.
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