Lorm, Hieronymus

[424] Lorm, Hieronymus (Pseudon. für Heinrich Landesmann), geb. 1821 in Nikolsburg, lebte in Brünn, war taub und blind, gest. 1902, bekannter Dichter, der auch als Philosoph gewirkt hat.

L. steht auf dem Boden der Kantschen Philosophie, des kritischen Idealismus, welcher alle transzendente Metaphysik ausschließt, da das Ding an sich absolut unerkennbar ist. Daraus folgt der »wissenschaftliche Pessimismus«, nämlich die Einsicht, »daß es unmöglich ist, mittels der endlichen Beschaffenheit unserer Natur Anschluß über den Ursprung und Zweck des Daseins zu erlangen«. Dieser Pessimismus ist von allem Stimmungspessimismus zu unterscheiden. Was zum wissenschaftlichen Pessimismus führt, ist die »Einkerkerung des Erkennens in die subjektiven apriorischen Geistes- und Sinnestätigkeiten des Menschen, wodurch die brennende Begier nach Erkennen der Wahrheit zum Schmerz gesteigert und zur Hoffnungslosigkeit verurteilt ist«. Gegenüber dem Verstande haben aber auch Vernunft, Phantasie und Gemüt ihre Rechte. Und so entsteht ein »grundloser Optimismus« als Freude, »daß der Endlichkeit die Unendlichkeit, wenn auch nur als Sehnsucht, gegenübersteht, eine Freude, die, selbst aus dem Unendlichen stammend, keine Erklärung, kein erkennbares Motiv hat«. Dieser Optimismus ist auch eine Quelle der Sittlichkeit.

SCHRIFTEN: Philosophisch-kritische Streifzüge, 1873. – Naturgenuß. Philosophie der Jahreszeiten, 1876; 3. A. 1901. – Natur und Geist, 1884. – Der grundlose Optimismus, 1897 (Hauptwerk). – Vgl. JERUSALEM, Gedanken und Denker, S. 154 ff.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 424-425.
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