Oersted, Hans Christian

[512] Oersted, Hans Christian, 1777-1851, der Entdecker des Elektromagnetismus (Däne), Prof. in Kopenhagen.

Oersted gehört zu den Anhängern der Schellingschen Naturphilosophie. Die Körper sind nach ihm krafterfüllte Räume. Nirgends gibt es absolute Buhe, alles ist wirksam und entwickelt sich. Die verschiedenen Kräfte sind Modifikationen einer einheitlichen Kraft. Zeit und Raum sind notwendige Formen der Sinnlichkeit, »Endlichkeitstheorien«. Die Welt und der Menschengeist sind nach denselben Gesetzen hervorgebracht. »Wären unsere Vernunftgesetze nicht in der Natur, würden wir vergebens streben, sie ihr aufzudringen; wären die Naturgesetze nicht in unserer Vernunft, würden wir sie nicht fassen.« Wir sind »selbstlebende, selbstbewußte Gottesgedanken«. Naturgesetze sind »Naturgedanken«, »Gottesgedanken«. Das Wesen eines Dinges ist dessen lebende, verwirklichte Idee; jedes Individuum ist eine eigentümliche Ausführung der Grundidee des Gegenstandes. Die Unendlichkeit der Idee ist inbegriffen in einer wirkenden Idee, einer unendlich lebenden Vernunft. »Das Körperliche und das Geistige sind ungetrennt vereint in dem wirksamen Gottesgedanken, dessen Werk jedes Ding ist.« Durch sein Selbstbewußtsein ist der Mensch frei.

Schriften (deutsch): Der Geist in der Natur, 1850 (dänisch 1849-50); 6. A. 1874. – Neue Beiträge zu dem Geist in der Natur, 1851. – Die Naturwissenschaft in ihrem Verhältnis zur Dichtkunst und Religion, 1850. – Die Naturwissenschaft und die Geistesbildung, 1850, u. a. – Gesammelte Schriften, deutsch von Kannegießer, 6 Bde., 1851-53.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 512.
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