Offner, Max

[513] Offner, Max, geb. 1864 in Augsburg, Gymnasialprofessor in München.

O. ist besonders von Lipps beeinflußt. Freiheit des Willens ist nach O. jener Zustand, in dem der Mensch so und nicht anders will, als es in seiner Natur, in seiner wahren Persönlichkeit liegt. Die Zurechnung ist der Zustand, in welchem sich ein Mensch so betätigen kann, wie es in seinem Charakter liegt. Es gibt äußerliche, psychologische, sittliche und strafrechtliche Zurechnung. Die Verantwortlichkeit ist die Möglichkeit, daß ein Mensch genötigt wird, den Nachweis zu liefern, daß seine Handlung gewissen von ihm freiwillig oder gezwungen anerkannten Forderungen nicht widerspricht. – Die Assoziation ist eine Teilbedingung für die Reproduktion, nämlich die »Disposition zur Weiterleitung der psychophysischen Erregung von einer Vorstellungsdisposition zu einer anderen Vorstellungsdisposition«, eine »Weiterleitungsdisposition«. Leistungsfähiger ist die Assoziation in der Richtung auf jene Stelle hin, deren Erregung bei der Entstehung der Assoziation ceteris paribus ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hatte. Es gibt wohl auch »freisteigende Vorstellungen« (s. Herbart). Für die Bildung psychischer Dispositionen ist die »Perseveration« (Ausdruck von Müller und Pilzecker), das unter der Bewußtseinsschwelle sich vollziehende Ab- oder Ausklingen psychischer Vorgänge, bedeutsam.

SCHRIFTEN: Über die Grundformen der Vorstellungsverbindung, Philos. Monatshefte, 1892. – Die Psychologie Ch. Bonnets, 1893. – Die Willensfreiheit, 1903. – Zurechnung und Verantwortung, 1904. – Das Gedächtnis, 1909. – Über geistige Ermüdung, 1909.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 513.
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