Ratzenhofer, Gustav

[580] Ratzenhofer, Gustav, geb. 1842 in Wien, gest. als Feldmarschall-Leutnant 1904.

R., der besonders als Soziolog bekannt ist, vertritt einen »positiven Monismus«, welcher die Einheit der Weltgesetzlichkeit betont. Überall, im Physischen wie im Psychischen besteht Selbsterhaltung, Anziehung und Abstoßung. Die Dinge sind Teile und Manifestationen der göttlichen »Urkraft«, die ein »Allbewußtsein« besitzt; die Materie ist Produkt der Kraft (Dynamismus). Das angeborene, »inhärente« Interesse bestimmt alle Lebensfunktionen, auch die sozialen und sittlichen Handlungen, bei denen es aber auf die Harmonie von Individual- und Sozialinteressen ankommt. Als Soziolog ist R. von Gumplowicz beeinflußt. Die Soziologie erforscht die Gesetzmäßigkeit des gesellschaftlichen Lebens. Die Gesellschaft geht dem Individuum voran, indem das[580] inhärente Interesse soziale Verbände stiftet, welche als Gruppen miteinander kämpfen.

SCHRIFTEN: Wesen und Zweck der Politik, 1893. – Die soziologische Erkenntnis, 1898. – Der positive Monismus, 1899. – Positive Ethik, 1901. – Die Kritik des Intellekts, 1902. – Soziologie, 1907. – Vgl. GRAMZOW, Gustav R. und seine Philosophie, 1904. – G. RATZENHOFER (junior), Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie IV.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 580-581.
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