Stadler, August

[706] Stadler, August, geb. 1850 in Zürich, Prof. am Polytechnikum, gest. 1910.

S. ist Kantianer. Die zentrale Aufgabe der Erkenntniskritik ist es, die Bedingungen des wissenschaftlichen Fürwahrhaltens zu ergründen, und dazu ist der Nachweis der Quellen der Erkenntnis notwendig. Auf der Annahme der Möglichkeit der Erkenntnis beruht alles. Erkenntnis ist aber möglich, weil sie gewollt wird. »Das Wollen erzeugt das Fürwahrhalten und ist sein letzter Grund. Die kritische Besinnung besteht in dem Nachdenken über das, was, mau eigentlich will, wenn mau erkennen will, und die Logik ist der Nachweis der Hypothesen, die durch dieses Wollen notwendig werden.« Denn, sobald die Vernunft weiß, was sie will, wenn sie Erkenntnis will, weiß sie auch, was sie a priori voraussetzen muß, damit Erkenntnis möglich sei. Die Frage ist eine Grundbedingung der Erfahrung; aus ihrer Analyse müssen sich die Kategorien ergeben. Die Grundfragen der Erkenntnis enthalten die »grundlegenden Hypothesen« der Erkenntnis, nämlich daß »das« »etwas ist« und daß »das« »wegen etwas sei«. Die Frage ist das »Postulat der Erkenntnis«. Als Erzeugnis des Wollens entwirft sie das A priori der Mathematik und Physik, die Grundbedingungen dieser; nur was sich ihnen fügt, ist Erfahrung. Der Zweck: ist ein regulativer Begriff.

Schriften: Kants Teleologie u. ihre erkenntnistheoret. Bedeutung. 1874. – Die Grundzüge der reinen Erkenntnistheorie in der Kantschen Philosophie, 1876. – Kants Theorie der Materie, 1883. – Die Frage als Prinzip des Erkennens, Kantstudien, XIII, 1908.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 706.
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