Steffens, Henrik

[709] Steffens, Henrik, geb. 1773 in Stavanger (Norwegen), studierte Medizin und Philosophie, befreundete sich (1798 in Jena) mit Schelling, studierte bei Werner in Freiberg Geologie, wurde 1804 Prof. in Halle, 1811 in Breslau, später in Berlin, wo er 1845 starb, nachdem er schon lange eine christlich-mystische Denkweise angenommen hatte.

S. ist wesentlich von Schelling beeinflußt. Die Geschichte des Menschen ist ein Teil der Entwicklung des Alls. Der Geist findet sich selbst in der Natur. Wahre Erkenntnis ist nur da, wo Denken und Sein identisch sind; für das wahre Erkennen gibt es kein endliches Ding (vgl. Spinoza, Schelling). In der Vernunft erkennen, heißt »jedes Einzelne in seinem Wesen, d.h. in[709] der Potenz des Ewigen, erkennen«. Das Identische, Absolute erscheint einerseits als der »ewige Leib«, das körperliche Universum, die Natur, anderseits als »ewiger Geist« oder Geschichte. »Die Geschichte ist das ewige Vorbild der Natur, die Natur das ewige Abbild und Gleichnis der Geschichte.« Die wahre Natur ist im Einzelnen wie im Ganzen absolut organisiert. Die Natur hat das Streben nach immer intensiverem Individualisieren. Das Extrem der Universalität auf der Erde ist die Masse, daß der Individualität, die Seele. Die Offenbarung der Liebe ist die Geschichte. Die Natur birgt das Geheimnis der höheren Natur des Menschen, des Geistigen in sich. Gegenüber dem trennen den Verstand ist das Gefühl, welches uns in die Fülle der Natur versenkt, welches das quellende Leben der Natur als das eigene uns gibt, das Fundament der (geologischen, physiologischen, psychologischen) »Anthropologie«. Das Geistige in der Natur ist »innere Agitation«, es besteht in »Trieben« der Dinge. Ein »Parallelismus zwischen dem Äußern der Natur und dem Innern des Geistes« besteht, der auf die Einheit beider deutet (so ist z.B., was in der Natur das Licht ist, im geistigen Leben das Bewußtsein). – Durch die Sunde des Menschen ist die Natur verderbt worden, aber durch den göttlichen Geist (im göttlichen Menschen) wird sie befreit, erlöst. Schriften: Beiträge zur inneren Naturgeschichte der Erde, 1801. – Grundzüge der philos. Naturwissenschaft, 1806. – Über die Idee der Universitäten, 1809. – Karikaturen des Heiligsten, 1810-12. – Anthropologie, 1823. – Wie ich wieder Lutheraner ward, 1836. – Polemische Blätter zur Beförderung der spekulativen Physik, 1829-35. – Christliche Religionsphilosophie, 1839. – Was ich erlebte, 1840-45; 2. A. 1844-46. – Nachgelassene Schriften, 1846. – Novellen, 1837-38. – Vgl. Zeitschr. f. spekul. Physik I, H. 1-2.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 709-710.
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