Bischof Prätextatus.

[472] Gregor, V, 19, erzählt, wie der Bischof Prätextatus von Rouen von König Chilperich verklagt wurde, er habe Leuten Geschenke gegeben und sie veranlaßt, dem Merowech, der sich gegen seinen Vater empörte, Treue zu schwören. Der Bischof entschuldigte sich damit, er habe nur Geschenke mit Geschenken erwidert und nicht beabsichtigt, den König seiner Krone zu berauben. Hieraus hat ROTH, Benef. Wesen S. 152, geschlossen, daß es damals noch für unverträglich mit der gesellschaftlichen Ordnung gegolten habe, einem andern als dem König selbst Treue zu versprechen. Ich möchte eher das Gegenteil aus dem Geschichtchen schließen. Hätte es nach den damaligen Anschauungen für ein Verbrechen gegolten, einem andern als dem König Treue zu versprechen, so hätte der Bischof vor allem auf dies Beschuldigung antworten müssen. Darauf aber geht er gar nicht ein. Das ist ihm etwas, was an sich noch nichts bedeutet: seine Antwort lautet vielmehr: »sed non haec causa exititi, ut rex ejiceretur e regno«.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1921, Teil 2, S. 472.
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