Die Schlacht auf dem Marchfelde.

26. August 1278.

[439] KÖHLER (II, 106) nimmt an, daß die Deutschen im Heere Rudolf von Habsburgs 2000 Reiter, darunter 300 Ritter (verdeckte Hengste), die Ungarn mindestens 30000 Reiter, darunter 1000 verdeckte Rosse und 23 500 zu Fuß hatten. Da er gleichzeitig annimmt, daß das Fußvolk nicht an der Schlacht teilgenommen, sondern im Lager zurückgeblieben sei, so hätte Rudolf eine ungeheure Überlegenheit gehabt, und es wäre schwer zu erklären, daß die Schlacht lange geschwankt und Ottokar dem Siege schon nahe gewesen sein soll. Die sämtlichen Zahlen sind jedoch ganz unbeglaubigte Chroniknotizen. Bemerkenswert ist an der Schlacht besonders, daß das Fußvolk auf beiden Seiten in den zahlreichen Schilderungen nicht erwähnt wird, die Schlacht also anscheinend reine Reiterschlacht war. Die Ungarn waren zum größten Teil berittene Bogner.

Die ausführliche Schilderung KÖHLERS ist ein aus den verschiedenen Erzählungen kontaminiertes Phantasiegemälde.

Auch die sonst verschiedentlich unternommenen Behandlungen genügen nicht. Vgl. OTTOKAR LORENZ, Hist. Zeitschr., Bd. 42 (1879). DERSELBE, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrh. Bd. 2. Osw. REDLICH, Rudolf von Habsburg, 1903. Vielleicht gelingt es einer erneuten Spezialuntersuchung, mehr Licht in das wichtige Ereignis zu bringen.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 439.
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