Akrostichon

[13] Akrostichon, eine poetische Spielerei, wonach die Anfangs- oder Endbuchstaben eines Gedichtes zusammen ein oder mehrere Wörter bilden, kommt schon bei den Griechen vor, und Epicharmus, ein sizilischer Komödiendichter im 5. Jahrh. v. Chr., wird als Erfinder angegeben. Das Akrostichon war in der lateinischen Mönchspoesie besonders bei Widmungsgedichten sehr beliebt und kam daher auch in deutsche Gedichte; Otfrieds erstes Widmungsgedicht ergiebt sowohl mit den Anfangs- als mit den Endbuchstaben die Worte: Ludouuico orientalium regnorum regi sit salus aeterna, das zweite ebenso Salomoni episcopo [13] Otfridus, das dritte Otfridus Wizanburgensis monachus Hartmuate et Werinberto sancti Galli monasterii monachis; unter den höfischen Dichtern wenden u.a. Gottfried v. Strassburg und Rudolf v. Ems das Spiel an; in ähnlicher Art hat Philipp Nicolai seinem Liede: Wie schön leuchtet der Morgenstern, Anfangsbuchstaben der Strophen gegeben, die zugleich die Anfangsbuchstaben des Namens sind, dem das Lied gewidmet ist; bekannt ist das schönere Wortspiel in Paul Gerhards: Befiehl du deine Wege.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 13-14.
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