Chorstühle

[105] Chorstühle. In den altchristlichen Basiliken pflegten die Geistlichen ihre Sitze in der Apsis einzunehmen, auf den steinernen, mit Polstern und Teppichen belegten Bänken, die sich zu beiden Seiten der bischöflichen Kathedra dem Chorrund anschlossen. Eigentliche. Chorstühle scheinen erst um die Mitte des 13. Jahrh. aufgekommen zu sein. Jetzt nämlich wurden die Sitze in der Längenachse der Kirche aufgestellt, an den Wänden des Altarhauses oder längs der Chorschranken, wo sie sich zu beiden Seiten des Hochaltars, in einer langen Folge, meist in doppelter Reihe, bis in die Vierung des Querhauses und noch über dieselbe hinaus bis ins Hauptschiff fortsetzen. Die einzelnen Reihen sind stufenförmig hintereinander erhöht, die vorderen Sitze nach dem Chore durch eine Brustwehr mit den darauf befindlichen Betpulten abgegrenzt. Dieselbe Einrichtung zeigt die Rückwand für die dahinter befindliche Folge der Hochstühle, die ihrerseits in der Regel eine reiche Bekrönung vermittelst weit über die Rückwand vorragender Baldachine erhielten. Jeder Platz ist von den folgenden durch Armlehnen getrennt und zwar gewöhnlich durch doppelte, die niedrigen zum Gebrauche beim Sitzen, die höheren zur Bequemlichkeit beim Stehen bestimmt. Die Sitze selbst sind zum Aufklappen eingerichtet und auf der untern Seite mit den sog. Miserikordien versehen, kleinen Konsolen, mit Figuren oder Masken geschmückt und dazu bestimmt, den älteren oder gebrechlichen Kapitularen während der zum Stehen vorgeschriebenen Zeit der Chorstunden eine halb aufrechte Stellung zu ermöglichen. Zu den architektonischen Zierden, die man den einzelnen Gliedern zu teil werden liess, kam schon früh ein reicher Schmuck mit Ornamenten und bald auch eine Mannigfaltigkeit figürlicher Darstellungen. Rahn, Bildende Künste in der Schweiz, 748 ff. Otte, Handb. d. Kunst-Arch. 197.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 105.
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