Daktylische

[115] Daktylische deutsche Verse sind zuerst im 12. Jahrh. neben anapästischen in Nachahmung lateinischer daktylischer Verse, leononischer Hexameter oder Sequenzen versucht worden, und zwar zuerst in geistlichen Leichen: doch waren sie bei den höfischen Lyrikern weder besonders beliebt noch geschickt gehandhabt. In die Opitzische Schule wurden Daktylus und Anapäst durch Buchner eingeführt, der daktylische Verse des Minnesängers Ulrich von Liechtenstein nachahmte. »Dieses Reimgeschlecht«, sagt Schottelius vom Daktylus, »ist eines von den Lieblichsten in deutscher Sprache, nicht ohne Ruhm und Nutz endlich hervorgesucht und richtig nach eingepflanzeten natürlichen Gründen und Lieb-leichlichem Vermögen teutscher Hauptsprache, von vornehmen Poeten, doch anfänglich von Herrn Auguste Buchnero aufgebracht und herausgeschmücket.« Besonders die Pegnitz-Schäfer hatten eine besondere Vorliebe für die beiden Versarten.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 115.
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