Fron-

[238] Fron-, in Zusammensetzungen ist ursprünglich der bald vor, bald nach Substantiven gesetzte Genitiv Pluralis des ahd. frô = Herr, dessen Genitiv Plural frôna lautete = der Herren, d.h. hier wohl nach christlicher Ansicht »Gottes und der Heiligen«. Dieser Genitiv Pluralis wurde aber bald missverstanden, in adverbialem Sinne gefasst und als ein wirkliches Adverb frôno in den Bedeutungen: der Herren, herrschaftlich, öffentlich, heilig, genommen, woraus endlich allmählich, zuerst im 11. Jahrh., das biegsamere Adjektiv frôn hervorging, das im 12. Jahrh. häufiger vorkommt, aber schon im 13. Jahrh. wieder seltener zu werden beginnt; es hiess also: das Kreuz fron, sein heiliger Leichnam fron, der edel Ritter fron, das frone Kreuz, die frone zehen gebot, der zarte fron Leichnam. Zweifelhaft ist, ob die mit Fron zusammengesetzten Wörter als von diesem Adjektiv oder vielmehr als vom wirklichen älteren Genitiv Pluralis abgeleitet anzusehen seien; es bezieht sich in solchen Wörtern das Bestimmungswort Fron stets auf ein dunkles herrschaftliches oder heiliges Verhältnis. Solche Kompositionen[238] sind Fronaltar, Fronarbeit, Fronbau, fronbar, Fronbauer, Fronbote, Fronbrot, Frondienst, Fronfasten, Fronfeld, Fronfeste, Fronfuhr, Frongarte, Frongebot, Frongeist, Frongeld, Frongewicht, Fronglaube, Frongut, Fronhaus, Fronhäusler, fronheilig, Fronherr, Fronhof, Fronhube, Fronkäse, Fronknecht, Fronkorn, Fronkreuz, Fronland, Fronleib, Fronleichnam, Fronleute, Fronmatte, Fronpfennig, Fronpferd, Fronpflicht, Fronrecht, Fronschiff, Fronschreiber, Fronstock, Frontanz, Fronteil, Fronvogt, Fronwald, Fronwalt, Fronwasser, Fronwechsel, Fronweise, Fronwerk, Fronwiese, Fronzins. Nach Weigand und Grimm.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 238-239.
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