Jakobsbrüder

[448] Jakobsbrüder hiessen die Wallfahrer nach St. Jacob di Compestella, dem Hauptziel der Wallfahrer, seitdem der Zugang zum heiligen Grab immer mehr erschwert worden war. Unter den erhaltenen und weit verbreiteten Wallfahrtsliedern der Jakobsbrüder beginnt das bekannteste:


Wer das elent bauwen wel,

der heb sich auf und sei mein gesel

wöl auf sant jacobs strassen!

zwai par schuoch der darf er wol,

ein schlüssel bei der flaschen.

Ein braiten huot den sol er han

und ân mantel sol er nit gan,

mit leder wolbesetzet,

es schnei oder regn oder wähe der wint,

dass in die luft nicht netzet.

Sack und stab ist auch darbei,

er luog, dass er gebeichtet sei,

gebeichtet und gebüesset!

kumpt er in die welschen lant,

er findet kein teutschen priester.

So ziehen wir durch Schweizerlant ein,

sie heissen uns got welkum sein

und geben uns ire speise,

sie legen uns wol und decken uns warm,

die strassen tuont sie uns weisen.


Das Lied weist dann den Weg weiter durch die welschen lant, durch der armen Fecken (Armagnaken) lant, durch Soffeien, Langedecken, Hispanierlant, den Berg Runzevalle (Pyrenäen), erzählt dann von dem abscheulichen Spitalmeister zu Burgos, der 350 deutsche Pilger vergiftete und dafür zu Burgos ans Kreuz geheftet wurde; die letzte Strophe lautet:


Bei sant Jacob vergibt man pein und schult,

der liebe got sei uns allen holt

in seinem höchsten trone!

der sant Jacob dienen tuot,

der lieb got sol im lonen!


Es war für die Pilger im 11. Jahrhundert ein bequemer Weg nach St. Jago angelegt worden, und auf beiden Seiten der Pyrenäen und tief nach Frankreich und nach Deutschland hinein waren Hospitien für die Pilger errichtet; auch bildete sich in Spanien ein eigener Ritterorden zum Schutze der Jakobspilger.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 448.
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