Korb

[526] Korb, als Wort nach der Ansicht Hildebrands in Grimms Wörterbuch nicht, wie man gewöhnlich annimmt, von lat. corbis abgeleitet, sondern uralt und schon vor der Trennung der germanischen Stämme vorhanden und mit dem lateinischen[526] Wort bloss urverwandt; dass die Kunst des Korbflechtens bei den Germanen längst in der Blüte stand, zeigt die Fülle deutscher Korbnamen: Kiepe, Kober, Krebe, Kratte, Krätze, Kieze, Kötze, Kütze, Klauder, Sumber, Benne, Brente, Hutte, Zecker, Zeine, Mahne, Flechte, Schwinge u.a. Beachtenswert und auf germanische Vorzeit zurückweisend sind die Bedeutungen des Wortes Korb als Haus und Schiff; in Bayern sind Kirle kleinere Nebengebäude für Beherbergung der Tagwerker; dass einst Schiffe aus Korbgeflecht vorhanden waren, bezeugt Isidor in seinem Wörterbuch und Cäsar für die Britannen; auch zur Herstellung von Wänden dienten geflochtene Ruten. Die Redensart einem einen Korb geben, einen Liebes- oder Heiratsantrag zurückweisen, stammt aus der alten Sitte, dass ein Liebender des Nachts in einem Korb zum Fenster aufgezogen wurde; im Fall der Abweisung wurde der Korb, in dem der Liebhaber sass, von der Höhe fallen gelassen oder er war zum Durchbrechen des Bodens eingerichtet, so dass der Liebende durchfallen musste. Später schickte das Mädchen ihrem abgewiesenen Bewerber bloss noch einen Korb ohne Boden. Korb ist auch eine Ehrenstrafe für leichtere Vergehen, eine Vorrichtung zum Prellen, wodurch der Bestrafte mehr Spott als Schaden hatte; er heisst auch Schand- oder Lasterkorb. Hildebrand in Grimms Wörterbuch.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 526-527.
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