Aricína

[414] ARICÍNA, æ, Gr. Ἀρικίνη, ης, ein Beynamen der Diana, die zu Aricia, einem mäßigen Orte unsern von Rom, an der appischen Straße verehret wurde. Es errichtete ihr hierselbst Hippolytus zuerst einen Tempel, nachdem er durch des Aeskulapius Hülfe wieder lebendig war gemacht worden, und zwar wurde besagte Göttinn daselbst eben auf die Art, wie in Taurica, verehret. Pausan. Corinth. c. 27. Ihr Priester war allezeit ein entlaufener Knecht, welcher aber auch allemal seine bloßen Schwerter um sich hatte, dieweil derjenige sogleich wieder Priester wurde, der ihn entweder meuchelmörderischer Weise, oder in einem ordentlichen Gefechte erlegen konnte. Es war aber solcher Tempel um und um mit seinem Hayne, und dieser mit hohen Bergen umgeben. Strabo lib. V. p. 239. In demselben befand sich ein besonderer Baum. Wenn jemand einen Ast davon abbrechen konnte, so war der erwähnte Priester gehalten, sich mit ihm in einen Zweykampf einzulassen, Serv. ad Virgil. Aen. VII. v. 136. welches er sonst auch wenigstens alle Jahr einmal thun mußte, wogegen er den stolzen Namen eines Waldköniges, Regis Nemorensis, führete. Sueton. Caligul. c. 35. & ad eum Torrent l. c. Ovid. Fast. III. v. 271. Einige wollen, es habe Orestes das Bild dieser Göttinn zuerst mit aus Taurika gebracht, und unsern von benannter Stadt, Aricia, wieder aufgerichtet. Der See bey solchem Tempel wurde der Dianenspiegel, Speculum Dianæ, genennet, jetzo aber soll er il Lago di Nemo, wie die Stadt Aricia selbst la Riccia oder Rizza, heißen. Merula Cosmogr. P. II. lib. 4. c. 22. p. 560.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 414.
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