Berecynthia

[544] BERECYNTHIA, æ, Gr. Βερεκυντία, oder Βερεκυνθία, ας, ein gemeiner Beynamen der Cybele, welchen sie von Berecynthus, einem Schlosse an dem Sangarius in Phrygien hat, woselbst sie ehemals insonderheit verehret wurde. Serv. ad Virgil Aen. VI. v. 785. Andere hingegen wollen sie von dem Berge und Gegend, Berecynth, zwischen Phrygien unb Lydien benannt wissen, Spanhem. ad Callim. Hymn. in Dian. v. 246. und zwar soll besagter Berg seinen Namen von dem Berecynthus, dem ersten Priester besagter Göttinn, bekommen haben. Agatharchides ap Gyrald. Synt. IV. p. 146. Ihre Verehrung kam von den Lateinern zu den Galliern, wo sie noch in dem vierten Jahrhunderte gedauret hat. Gregor. Tur. de glor. confess. c. 77. p. 958. Sie wurde auf einem[544] von Ochsen gezogenen Wagen zur Erhaltung der Feldfrüchte über Felder und Weinberge geführet. Bey den Römern geschah solches den 6ten vor den Kalenden des Aprils oder den 27sten März, und pflegete man die Bildsäule alsdann in dem Flusse Almon zu waschen. Vib. Sequ. de flumin. p. 14. Dieses Fest nennete man das Badefest, Latio; und es gedenket dessen auch Ovid. Fast. IV. 337. Es scheint aber nicht, daß man sie auch bey den Galliern gewaschen. Indessen hat man doch das Andenken dieser Feyerlichkeit noch auf einer Münze der Einwohner zu Evreux erhalten zu seyn geglaubet. Martin, Relig. des Gaul. T. II. L. IV. p. 32. Uebrigens ist es einerley, ob man Berecyntia oder Berecynthia schreibe, wiewohl dieses doch gemeiner, jenes aber richtiger ist. Serv. ad Virg. Aen. IX. v. 82. itemque Spanhem. & Grævius ad Callim. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 544-545.
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