Honor

[1287] [1287] HONOR, óris, die Ehre, wurde von den Römern göttlich verehret, und hatte daher ihre besondern Tempel zu Rom. Einer derselben stund vor der Porta Collina in der V Region, Cic. de L. L. l. II. c. 23. & Nardin l. IV. c. 4. und ein anderer in der I Region, welchen ihm M. Marcellus erbauete. Dieser letztere sollte ihr und der Tugend gemein seyn, welches aber die Priester nicht zuließen, weil man nicht wissen könnte, welche von beyden Gottheiten es angienge, wenn sich einiges Wunder erängele. Es mußte daher der Tugend ein eigner Tempel erbauet werden, der an den andern angefüget war, Liv. lib. XXVII. c. 25. & Nardin. l. III. c. 2. und zwar so, daß man in den Tempel der Ehre nicht kommen konnte, ohne durch den Tempel der Tugend erst hinweg zu gehen. Cic. in Verr. l. IV. c. 54. Da man sonst bey den Opfern der andern Götter den Kopf verhüllete, so entblößte man solchen, wenn man ihm dergleichen brachte. Plutar. Qu. Rom. p. 266. Einige wollen ihn sonst bilden, wie die Tugend vorher gehe, Cupido ihn aber derselben zuführe. Gyrald Synt. I. p. 34. Hierzu schicket sich gewisser Maßen eine Münze der egnatiischen Familie, worauf beyde Figuren mit ihren Spießen und andern gewöhnlichen Kennzeichen vorkommen, ein Cupido aber oben fliegt und den Spieß der Ehre gleichsam zu regieren oder ihr gegeben zu haben scheint, wofern er ihr nicht eine Krone aufsetzen will. Havercamp. Thes, Morell. T. I. p. 161. Andere stellen ihn in einem prächtigen Purpurkleide mit einem Lorbeer auf dem Haupte vor. Alciat. ap. Gyrald. l. c. Man findet den Honos oder die Ehre noch auf verschiedenen Münzen abgebildet. Also erscheint er in männlicher Gestalt auf einer vom Titus, wo er sich mit der rechten Hand auf einen Spieß stemmet, und in der linken ein Füllhorn trägt, auch den linken Fuß auf eine Kugel setzet. Croyiaci numis. t. 28. n. 5. Auf einer vom Antonin aber ist er im Gehen und tragt einen Oelzweig statt des Spießes in der Rechten. Ibid. t. 842. n. 8. So sieht man die Ehre auch in [1288] weiblicher Gestalt, oder wie einen Jüngling mit einer in vielen Falten liegen den Toga auf einigen des M. Aurelius, wo sie bald einen Zweig, bald ein Spieß ohne Spitze in der rechten Hand hat, da die linke allezeit das Füllhorn hält. Ib. t. 45. n. 13. & 14. Agost Dial. II. p. 80. Gleichfalls findet man sie mit der Tugend gepaaret ebenfalls auf Münzen, wie auf einer von Galba, wo die Tugend in einem Kriegeskleide mit einem Helme auf dem Haupte und einem kurzen Degen in dem rechten Arme, da sie mit der linken Hand ein Spieß ohne Spitze hält und den rechten Fuß auf einen Helm setzet, die Ehre aber in weiblicher Tracht mit ihren Kennzeichen gegen einander stehen. Beger. thes. Brand. T. II. p. 626. Tristan comment. histor p. 191. Beyder Köpfe kommen auch zusammen auf verschiedenen Münzen vor, wo ihres allezeit bekränzet ist, das Haupt der Tugend aber einen Helm auf hat und von ihrem gedecket wird. Beger. l. c. p. 566. Agost. l. c. cf. Montfauc. ant. expl. T. I. P. II. p. 348.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1287-1289.
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