Neanthvs

[1692] NEANTHVS, i, Gr. Νέανθος, ου, des Tyrannen Pittakus Sohn, hatte vieles von den Wundern der Leyer des Orpheus gehöret, daß dadurch Thiere, Bäume und Felsen angelocket worden. Weil er nun glaubete, daß es weiter auf nichts ankäme, als daß man nur darauf spielete, eben dergleichen zu bewirken, [1692] und er in Erfahrung gebracht hatte, daß solche zu Lesbos in des Apollo Tempel hienge, so suchete er den Priester desselben zu gewinnen, daß er ihm solche überließe. Er brachte es endlich auch durch große Geldsummen dahin, daß der Priester ihm dieselbe zustellete, und dafür eine andere ihr ähnliche an die Stelle hieng. So bald er solche besaß, gieng er damit hinaus in die Vorstadt und fieng an, darauf zu spielen. Allein, anstatt daß er die Wildheit der Thiere dadurch hätte bezähmen sollen, so erregete er solche vielmehr. Die Hunde liefen zusammen, wurden grimmig und zerrissen ihn. Lucian. adv. indoct. p. 385. T. II. Opp.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1692-1693.
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