Nephthe

[1708] NEPHTHE, is, Gr. Νέφθυς, εος, eine Tochter der Rhea, oder wie es einige auslegen, der ägyptischen Venus Athor, Iablonski Panth. ægpypt. T. I. p. 141. welche zu gleicher Zeit vom Sol, Mercur und Saturn schwanger geworden und in fünf Tagen fünf Kinder gebar, worunter Nephthys [1708] zuletzt kam; daher sie auch das Ende hieß. Es soll aber Saturn vorzüglich ihr Vater gewesen seyn. Plutar. de Is. & Osir. p. 355. T. II. Opp. Sie wurde nachher ihres Bruders Typhons Gemahlinn. Es fand sich aber unversehens ihr älterer Bruder Osiris, der mit der Isis vermählet war, in der Meynung, diese wäre es, ebenfalls bey ihr ein; welches Isis durch einen Kranz von Fichten und Lotus entdeckte, den er bey der Nephthys hatte liegen lassen. Da sie nun niederkam, so suchete sie, aus Furcht vor dem Typhon, das Kind zu verbergen, worauf aber Isis scharf Achtung gab, es zu sich nahm und unter dem Namen Anubis erzog, welcher sie denn beständig begleitete. Id. ib. p. 356. Vorher war Nephthys unfrucht bar gewesen und hatte vom Typhon kein; Kind. Ib. p. 366. Die Griechen haben sie vielfältig auch Venus genannt: Id. ib. p. 355. Diod. Sic. l. I. p. 9. und einige Neuere sind geneigt gewesen, sie für eine Seegöttinn anzunehmen, wovon Neptun seinen Namen könne bekommen haben. Bocharti Phaleg. l. I. c. 2. p. 9. 10. & l. IV. c. 30. p. 283. Keines von beyden aber kann Statt finden. Iablons. l. c. T. III. p. 114. Die Aegypter verstunden vielmehr den letzten und äußersten Theil ihres Landes darunter, der an das rothe Meer stieß, unfruchtbar war und von dem Nil nicht überschwemmet wurde. Plutar. l. c. p. 366. Iablons. l. c. p. 115. Ihr Namen soll entweder von dem ägyptischen Theu, welches so viel als der Wind heißt, oder von deren Thos, das Ende, herkommen, und mit dem vorgesetzten Neph nach dem ersten so viel andeuten, als etwas, das dem Winde ausgesetzet ist, und nach dem andern, etwas, das am Ende liegt, wobey aber unter beyden das Land kann verstanden werden. Iablons. l. c. p. 120.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1708-1709.
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