Occasio

[1757] OCCASIO, ónis, Gelegenheit, eine Gottheit der Lateiner, wie Καιρὸς der Griechen, und beyde im übrigen einerley, nur daß dieser nach Art der Sprache, als ein Mann, jene hingegen als eine Frau vorgestellet wurde. Gyrald. Synt. I. p. 36. Sie soll Jupiters jüngstes Kind gewesen seyn. Ion. ap. Pausan. Eliac. pr. c. 14. p. 314. Man bildete sie aber, wie sie bloß auf den Zehen der Füße stund, weil sie sehr unbeständig war; Flügel an den Füßen hatte, weil sie sehr geschwind war; ein Scheermesser in der rechten Hand führete, weil sie durchdringender und schärfer war, als solches; die Haare vorn über der Stirne fliegen hatte, weil man sie bey ihrer Ankunft ergreifen muß; hingegen im Nacken kahl war, weil sie nicht wieder zu fassen steht, wenn sie einmal vorbey ist. Posidippus Anth. gr. l. IV. c. 14. Andere stelleten sie noch auf ein Rad, ihre Unbeständigkeit anzuzeigen, und gaben ihr die Reue (Metanœa) zur Gefährtinn, welche zurück blieb, wenn sie davon flog, weil es einen allezeit reuet, wenn man eine gute Gelegenheit vorbey gehen lassen. Auson. Epigr. 12. Sie hatte bey den Eleern einen Altar. Pausan. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1757.
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