Alterthum

[140] Alterthum, im weiteren Sinn die gesammte Vorzeit, die älteste Periode eines jeden Volkes, gewöhnlich jedoch die Zeit bis zur Völkerwanderung und zwar hauptsächlich in Beziehung auf Griechen und Römer. Unter Alterthümern (Antiquitäten) versteht man die religiösen, gesellschaftlichen, militärischen und politischen Einrichtungen eines alten Volkes; die Alterthümer scheiden sich also in Staats- und Privatalterthümer, und die Kunde derselben ist die Alterthumskunde oder in noch weiterer Ausdehnung die Alterthumswissenschaft. Die Kunstleistungen eines alten Volkes und die Kunde derselben bezeichnet man jetzt gewöhnlich mit dem speciellen Namen Archäologie, der sonst mit Alterthumskunde gleichbedeutend war. Die Alterthumskunde, insofern sie griech. und röm. A. betrifft, entstand im 15. Jahrh. bei den Italienern, wurde dann aber allgemein cultivirt wie noch jetzt, wo sie weit vollständiger ist, seitdem eine Menge Einzelheiten untersucht worden sind. Die hebräische Alterthumskunde entwickelte sich unmittelbar nach der classischen; ihr folgte die ägyptische, phönicische, indische, deutsche, welche letztere wegen Unkenntniß der altdeutschen Sprache längere Zeit wenige sichere Resultate lieferte; in neuester Zeit ist durch Schulze, Rawlinson, Botta, Layard u.a. die Untersuchung der persischen, babylonischen u. assyrischen Alterthümer mit großem Erfolge begonnen worden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 140.
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