Bewässerung

[521] Bewässerung, das Zuleiten von Wasser auf Felder und Wiesen. Bei Feldern kommt die B. nur in heißen Ländern, namentlich beim Reisbau in Anwendung, bei Wiesen aber ist sie allgemein gebräuchlich, wo immer die Oertlichkeit dieselbe möglich macht, denn zur B. taugt jeder Wiesengrund, am meisten der mit durchlassendem Boden in trockener Lage. Die gewöhnlichsten B.sarten sind die Ueberrieselung und die Ueberstauung. Bei der Ueberrieselung werden die Wiesen öfters des Sommers mit einer dünnen Wasserschichte, die langsam fortsickert u. nirgends stehen bleiben darf, überwässert. Die Anlage dazu ist doppelter Art, entweder Hangbau, für Wiesen mit abhängiger Lage, oder der Rückenbau, bei Wiesen, auf denen das Wasser sehr wenig Fall hat. wo es somit nöthig wird, demselben ein künstliches Gefäll zu geben. Allgemeine Regeln bei dieser B.sart sind: auf durchlassendem, lockern Boden darf die Ueberrieselung länger andauern, eben so bei starkem Gefäll des Wassers; bei kaltem Wetter muß das Wässern mittags, bei warmem abends angestellt werden; bei warmem Regen wird das Wässern eingestellt, überhaupt aber zeitweise ausgesetzt, damit der Boden wieder vertrocknen kann. – Die 2. B.sart, die Ueberstauung, findet statt bei Wiesen, die an einem Bache oder Flusse liegen, wo beim Anschwellen der letztern im Früh- und Spätjahr das Wasser durch Zuleitungsgräben auf die Wiesen geführt u. durch Schleußen und unterhalb angebrachte Dämme zum Ueberstauen der Wiese genöthigt wird. Diese Wässerungsart hat den Vortheil, daß sie weniger kostet, die nährenden Stoffe des Wassers sich auf dem Boden absetzen können, und die schädlichen Thiere wie Mäuse, Engerlinge, dabei zu Grunde gehen, das gewonnene Futter hingegen ist weniger gut und minder kräftig als bei der Ueberrieselung. Die Lombardei und einzelne [521] Gegenden Spaniens zeigen das B.ssystem in der vollkommensten Ausbildung.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 521-522.
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