Biber [2]

[528] Biber (Castor), ein Säugethier aus der Ordnung der Nager. mit horizontal plattem. schuppigem Schwanz. an den Hinterfüßen mit Schwimmhäuten. Man kennt nur eine Art, den C. Fiber, von der Größe des Dachses, mit langen, seinen röthlich braunen Haaren und kurzen wolligen Grundhaaren. Die Schneidezähne sind sehr stark, und mit ihnen vermögen sie selbst mehrere Zoll dicke Stämme zu fällen. Früher über ganz Europa verbreitet findet er sich jetzt nur sehr selten mehr bei uns, desto häufiger aber in Nordamerika, von wo jetzt noch jährlich an 60000 Felle zu uns kommen. Sein Kunsttrieb war von jeher der Gegenstand fabelhafter Uebertreibung, verdient aber immer noch alle Bewunderung. Im Sommer leben die B. in Höhlen an Seen und Flüssen, gegen den Winter aber schaaren sie sich, oft zu Hunderten, zusammen, zur Anlegung ihrer Wohnungen an langsam fließenden Wassern. Aus jungen Stämmen, Steinen und Schlamm bauen sie zuerst, um das Wasser in gleicher Höhe zu halten, einen Damm, und an diesen ihre Wohnungen. Diese letzteren, von 6–7 Fuß Durchmesser, bestehen aus 2 Stockwerken, das eine über dem Wasser zur Wohnung, das andere unter demselben, in dem sie ihre Vorräthe an Rinden, ihrer einzigen Nahrung, aufbewahren. Jede einzelne Wohnung beherbergt 2–3 Familien und nur der untere Stock hat einen Ausgang ins Wasser. Zum Bauen bedienen sie sich des Mundes, der Zähne und der Vorderfüße. Ihr Pelz. bekanntlich sehr geschätzt, wird theils als Pelzwerk, theils zu Hüten verwendet. Jung ist der B. leicht zu zähmen und dann ein sanftes ruhiges Thier. Von ihnen kommt das in der Medizin verwendete B. geil (s. d. Art.).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 528.
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