Dampfgeschütz

[275] Dampfgeschütz. Die in neuerer Zeit so vielfach benutzte Kraft des gespannten Dampfes brachte den französ. General Girard auf die Idee, denselben zur Forttreibung von Geschützkugeln zu benutzen, und der Engländer Perkins führte dieselbe wirklich aus. Es gibt Dampfflinten, Dampfkanonen, Dampfbatterien, und da der Dampf bei 60 Atmosphären Druck mit der Stärke des Schießpulvers wirkt, so muß eine solche Batterie von ungeheurer Wirksamkeit sein, weil die Dampferzeugung ununterbrochen fortgesetzt werden kann; Perkins Kanonen würden auch eine ganze Flotte in wenigen Minuten zerstören. Allein der Apparat ist viel zu groß, als daß man denselben nach Erforderniß weiter schaffen u. aufstellen könnte; zudem erfordert die Dampferzeugung bis zur nöthigen Spannkraft eine ziemliche Zeit; eine solche Batterie könnte deßwegen überrascht werden, ohne daß sie eine Kugel zu entsenden im Stande wäre, oder sie müßte bei der Möglichkeit eines Angriffes die Heizung des Dampfkessels beständig unterhalten; deßwegen scheint dieses Zerstörungsmittel einstweilen noch zu den in seltenen Fällen anwendbaren zu gehören.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 275.
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