Philantropia

[524] Philantropia, – ie, griech., Menschenliebe; Philantropen, Menschenfreunde; Philantropinismus, Erziehungssystem am Schlusse des vorigen Jahrh., welches die strenge Zucht, namentlich den physischen Zwang, die Anstrengung oder Arbeit beim Lernen, alles Formenwesen und alles Auswendiglernen entfernen, die Geistesvermögen durch Anschauung entwickeln, lediglich durch Ueberzeugung wirken wollte u. auch aus dem Verhältnisse der Geschlechter vor den Kindern kein Geheimniß machte. Haupt dieser pädagogischen Partei war Basedow (s.d.), der in Dessau ein Institut, Philantropin genannt, gründete, das sich jedoch nicht halten konnte. Als Reaction gegen Pedantismus, Schultyrannei, gegen die Vernachlässigung der Realien gegenüber den alten Sprachen, der Rücksichten auf die Gesundheit und die leibliche Entwicklung der Schüler, hat der P. sich ein unbestreitbares Verdienst erworben, so grundfalsch sonst seine Principien waren.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 524.
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