Toulouse

[502] Toulouse (Tuluhs), Hauptstadt des frz. Departem. Haute-Garonne, an der Garonne und dem Südkanale, ist Sitz eines Erzbischofs, einer Universität, Kunstakademie, Artillerieschule, hat eine an Manuscripten provençalischer Dichter reiche Bibliothek, Kunst- und Antiquitätensammlung, sehr wichtigen Gewerbsfleiß u. Handel, über 95000 E. T. ist alterthümlich gebaut, hat schöne gothische Kirchen, alte u. neue Paläste, schöne Spaziergänge. – T. ist das alte Tolosa im Lande der gall. Tectosagen; 106 v. Chr. eroberten es die Römer, unter deren Herrschaft es eine reiche u. große Stadt blieb. 413 n. Chr. wurde es Residenz der westgothischen Könige, 508 von den Franken erobert, war später Residenz der merowingischen Herzoge von Aquitanien. Unter den Karolingern hatte T. Grafen aus verschiedenen Geschlechtern, bis es 844 mit Fredelon an die Dynastie kam, die es bis 1271 inne hatte. Graf Raimund IV., gest. 1105, eroberte zu seiner Herrschaft (990 war die Provence durch Heirath derselben zugefallen) fast alles Gebiet bis an die Dordogne und galt als der reichste christliche Fürst seiner Zeit. Raimund VI., der wie mehre seiner Vorfahren die Albigenser beschützte, kam 1208 in den Bann, vertheidigte sich jedoch bis zu seinem Tode (1222) nicht ohne Erfolg. Sein Sohn Raimund VII. verlor mehr als die Hälfte seines Gebiets an Frankreich; er st. 1249, und da seine Erbtochter mit ihrem Gemahle, einem franz. Prinzen, 1271 kinderlos st., vereinigte König Philipp III. die Grafschaft T. mit Frankreich. Wellingtons Sieg bei T. 10. April 1813.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 502.
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