Osterkerze

Osterkerze.

[114] Am Oster-Heiligenabend wurde eine Wachskerze von dem Diakonus geweihet, und mit neuem Feuer, welches dazu angemacht und eingesegnet wurde, angezündet. Es scheint dies eine Nachahmung eines römischen Gebrauchs gewesen zu seyn, da man jährlich im Monate März das sogenannte [114] immerwährende Feuer der Vesta auslöschte, und es vermittelst der Sonnenstralen wieder anzündete. An diese Osterkerze wurde auf einem kleinen Zettel angemerkt, das wie vielste Jahr dies neue Jahr (denn die alten Christen fingen das Jahr mit dem Osterferste an), von dem Leiden und Tode Christi an gerechnet, sey. Ueberdies war die ganze Nacht vor Ostern durch viele Lichter und Feuer erleuchtet. Daher noch jetzt der Gebrauch, am Oster-Heiligenabend und am Ostertage selbst Feuer anzuzünden, welche man Osterfeuer nennt.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 114-115.
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