Junius.

[313] Den 1sten. Nikodemus. Er war ein Pharisäer und Rathsherr des jüdischen Synedriums. Er kam zu Jesu in der Nacht, um sich mit ihm zu unterreden.


[313] Den 3ten. Erasmus, ein gelehrter Mann, war 1466, zu Rotterdam, als ein unehliches Kind geboren. Er studirte zu Basel. Zu seiner Zeit fing Luther an zu reformiren, und Erasmus war anfänglich sein Freund. Die Natur hatte ihm viele Talente verliehen, besonders die Gabe zu spotten, und etwas lächerlich zu machen. Er bediente sich dieses Talents gegen die Mönche und die katholische Geistlichkeit. Aber er fürchtete sich hernach vor ihren Verfolgungen, zog sich zurück und schrieb gegen Luther. Er starb zu Basel an der rothen Ruhr 1536 im 70sten Jahre seines Alters.


Den 5ten. Bonifacius, ein merkwürdiger Mann. Er hieß Winfried, und nahm nachher den Namen Bonifacius an, d.i. Wohlthäter. Er war ein engländischer Geistlicher, ein Schüler des Beda, welcher vorzüglich durch die Ausbreitung des Christenthums in Thüringen, Hessen und Franken berühmt geworden ist. Man nennt ihn nur den Apostel der Deutschen. Zwar war er nicht der Erste, der die [314] christliche Religion unter diesen Völkern auszubreiten suchte, auch hat er das Heldenthum in diesen Ländern nicht gänzlich unterdrückt, aber er hat durch anhaltenden Fleiß und durch seine unablässigen Bemühungen weit mehr ausgerichtet, als alle seine Vorgänger. Wo es beinah noch gar keine Städte gab, erbauete er Klöster und Kirchen, welche hernach zu Städten heranwuchsen. Nachdem er fast 40 Jahr für die Ausbreitung des Christenthums in diesen Ländern gearbeitet hatte, wollte er auch unter den Friesen das Christenthum verbreiten: aber dieser Versuch mißlang. Er wurde von diesem wilden Volke im Jahre 755 umgebracht. Nach seinem Tode wurde er unter die Heiligen versetzt.


Den 8ten. Medardus, war Bischof in Frankreich; und starb im Jahre Christi 556. Man erzählt, daß es an seinem Sterbetage warm Wasser geregnet habe. Daher kommt die Bauernregel, wenn es am Medardustage regne, so regne es 30 Tage nacheinander.


Den 15ten. Vitus, ein italienischer Knabe von 12 Jahren, soll unter Diocletian's [315] Regierung wegen seiner Anhänglichkeit an die christliche Religion in einen glühenden Backofen voll Pech und Blei geworfen, und da ihm dieses nicht geschadet habe, ersäuft worden seyn.


Den 22sten. Achatius, ein Fürst, welcher unter der Regierung des Kaiser Hadrians zugleich mit 10000 Christen den Märtyrertod erduldet hat.


Den 24sten. Johannes der Täufer, ein Sohn des Zacharias und der Elisabeth, der Vorläufer Jesu, wurde wegen seiner scharfen Predigten ins Gefängniß geworfen, worin er auch enthauptet wurde.


Den 27sten. Siebenschläfer, waren 7 Brüder, welche wegen der christlichen Religion zum Kaiser Decius geführt wurden, welcher ihnen unter Androhung der grausamsten Marter die christliche Religion zu verläugnen befahl. Da sie sich dieses zu thun weigerten, habe ihnen, wie man erzählt, der Kaiser Bedenkzeit gegeben, sie [316] aber wären aus der Stadt Ephesus herausgegangen, hätten sich in eine nahe bei der Stadt befindliche Höhle begeben, und täglich einen aus ihnen nach der Stadt geschickt, um Speise einzukaufen. Der Kaiser habe endlich diese Höhle mit großen Steinen gänzlich verrammeln lassen. Die Jünglinge wären hierauf in einen sanften Schlaf gefallen, und hätten, wie einige wollen, 170–, nach andern 200- und nach einiger Meinung 300 Jahr geschlafen. Nach Verlauf dieser vielen Jahre habe ein ephesinischer Bürger die Schafhürde an diesen Berg, in welchem die Höhle war, anlegen wollen, habe also die Steine von dem Eingange der Höhle weggewälzet, und als die Höhle sich geöffnet habe, wären die Jünglinge aus ihrem Schlafe erwacht, hätten einen von ihnen nach der Stadt, um Speise zu kaufen, geschickt, welcher aber durch seine veraltete Tracht, durch sein Geld, mit einem so alten Gepräge, die Aufmerksamkeit der Menschen erregt habe. Man habe ihn zu den Richtern geführt, und nun sey bei Untersuchung die ganze Sache zum Erstaunen der Richter und des ganzen Volks an den Tag gekommen; und nachdem [317] sie dem Kaiser gesagt hatten, daß er an ihrem Beispiele sehen könne, es werde wirklich eine Auferstehung der Todten seyn, wären sie wieder eingeschlafen.


Den 29sten. Petri Pauli. Petrus und Paulus sollen an diesem Tage unter der Regierung des Kaisers Nero getödtet worden seyn. Petrus soll mit den Füßen oben und mit dem Kopfe unten gekreuziget, Paulus aber mit dem Schwerdte getödtet worden seyn.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 313-318.
Lizenz: