§ 64

[156] Wenn wir etwas mit unsern Sinnen percipiren [aufnehmen], sehen, hören, schmecken, fühlen, oder auch wohl mit unserm reinem Verstande, und sogenanten Intellectu puro etwas verstehen und percipiren, so fühlen wir dasselbe nicht bloß seinem Wesen und Substanz nach, sondern, wie unsere Seele denn auch eine Kraft zu urteilen und zu schließen hat, wir fühlen auch zugleich des gegenwärtigen Dinges Güte, oder Bösheit; oder urteilen zugleich, daß es etwas Gutes, oder Böses sei; weil Gott uns eben unsere äußerliche und innerliche Sinnen gegeben, das Böse zu erkennen, und dasselbe von dem Guten zu unterscheiden, und es zur Erhaltung unserer Glückseligkeit anzuwenden, zu welcher uns Gott erschaffen.

Quelle:
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. München 1973, S. 156.
Lizenz: