14) Der Prahler.

[83] Ein Mensch, welcher sich fortwährend dessen rühmt, was er gethan hat, oder mit dem brüstet, was er weiß und kann, ist jedenfalls sehr unbescheiden, oft aber auch übermäßig von sich und seinem Verdienst eingenommen.

Wollte man dem Prahler Alles auf's Wort glauben, so wäre er ein sehr einflußreicher, oft aber auch ein sehr gefährlicher Mensch.[83]

Wer sich solcher Dinge oder Handlungen rühmt, die er nicht vollbracht hat, ist ein Dummkopf, ein Einfaltspinsel.

Wer sich mit Gunstbezeigungen brüstet, die er von den Damen empfangen hat oder empfangen haben will, ist geradezu ein Elender, ein verächtlicher Mensch, außerdem aber auch noch ein Einfaltspinsel; denn bei der Gewinnung von Frauengunst ist die Ueberzeugung, die sie von unserer Verschwiegenheit haben, ein sehr wesentliches Mittel zum Siege.

Man muß den Fehler der Prahlerei und Großsprecherei ablegen, wenn man sich nicht der Verachtung oder Geringschätzung aller Rechtschaffenen aussetzen will.

Quelle:
Fresne, Baronesse de: Maximen der wahren Eleganz und Noblesse in Haus, Gesellschaft und Welt. Weimar 1859, S. 83-84.
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