Brunnenwasser

[163] Brunnenwasser, ein nie völlig reines Wasser, welches frisch geschöpft (unter dem Namen hartes Wasser) gewöhnlich eine ansehnliche Menge Luftsäure und eine nicht geringe Portion darin aufgelöster Kalkerde (bis 1/1500) enthält, wodurch es zwar auf der Zunge schmackhafter wird, aber die nachtheilige Eigenschaft erlangt, den leimichten Gewächsstoff zu verdichten und zu verhärten. Daher taugt es zu laulichten wässerigen Aufgüssen nicht wohl, und zersetzt verschiedne Salzarten bei der Auflösung, z.B. alle metallische Mittelsalze, und die weinsteinsauren, sauerkleesauren und phosphorsauren Mittel- und Neutralsalze.

Es verliert diese nachtheilige Beschaffenheit theils durch viertelstündiges Kochen, theils durch mehrtägiges Stehen an freier Luft.

Oft enthält es auch Kochsalz; Gyps und Salpeter ist seltner darin, so oft man auch beide darin vermuthet.

Ob ein Wasser überhaupt ein hartes zu nennen sey, das ist, ein kalkerdiges Mittelsalz enthalte, ersieht man an der erfolgenden Weißtrübung, wenn eine geistige Seifenauflösung (Seifenspiritus) darein getröpfelt worden ist; ob es aber durch eine luftsaure Kalkerde hart werde, kann man an der Weißtrübung abnehmen, welche erfolgt, wenn man gleichen Theil frischbereitetes filtrirtes Kalkwasser dazu gemischt hat; bleibt es dann helle, so wird doch eine weiße Wolke beim Zusatz von etwas Sauerkleesalze erfolgen, wenn Gyps die Ursache der harten Eigenschaft des Wassers war.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 163.
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