Feuermaterial

[294] Feuermaterial. Man bedient sich zur Bereitung der Arzneien durch Feuer des Holzes, der Holzkohlen, der Steinkohlen, des Torfs; sonst auch noch des Lampenfeuers, der Sonnenwärme u.s.w. Die Güte und Feuerungskraft der verschiednen Holzarten hat man nach der Menge Wassers zu schätzen gesucht, die jede zu verdampfen im Stande war, und gefunden, daß 24 Pfund dürres Holz von


LothWasser

– Weiden verdampfenLoth862

– Weißpappel verdampfenLoth850

– Aspenpappel verdampfenLoth591

– Birke verdampfenLoth1006

– Eller verdampfenLoth1052

– Rothbüchenkäste (fag. sylv.) verdampfenLoth893

– Weißbüche (carp. bet.) verdampfenLoth848

– Lobeiche verdampfenLoth930

– Kienfichte (pin. sylv) verdampfenLoth1146


Man muß aber wissen, daß der Leipziger Würfelfuß des ersten 624, des zweiten 408, des dritten 686, des vierten 644, des fünften 596, des sechsten 832, des siebenten 768, des achten 768, und des neunten 516 Loth wiegt.

Das Holz als Feurung hat die Unbequemlichkeit, daß man viel Zeit zum Anlegen und Schüren braucht, vorzüglich bei den weichen Sorten, und das es wohl zu größern Arbeiten und Destillationen aus der Blase, aber nicht zu feinern Arbeiten, außer bei vorzüglich guter Einrichtung des Ofens, leicht brauchbar ist, weil seine Flamme eine ungleiche Hitze giebt. Deshalb nimmt man zu[294] vielen Verrichtungen Holzkohlen. Sie müssen aus großen glänzenden Stücken bestehen, sich leicht zerbrechen lassen, überdem klingend, und leicht seyn, und im Feuer weder springen, noch knallen. Ihre Güte und Hitzkraft hat man (von einigen) durch die Menge Salpeter bestimmt, die jede Sorte zur Verpuffung braucht, und gefunden: daß 100 Pf. Kohlen von


Pf.Salpet.

– Eichen zur Zerstör. brauch.Pf.285

– Birke zur Zerstör. brauch.Pf.454

– Kiefer (pin. sylv.) zur Zerstör. brauch.Pf.345

– Tanne (pin. ab.) zur Zerstör. brauch.Pf.303


Der schwedische Würfelfuß der ersten wiegt 654 Loth, des zweiten 1068 Loth, des dritten 554 Loth, des vierten 870 Loth.

Am besten brennen die Kohlen, wenn sie an einem feuchten Orte aufbewahrt worden sind. Man thut wohl die Holzkohlen zum feuern in Stücke, etwa eines Gänse- oder Hünereies groß zu zerschlagen, da die kleinern keinen hinreichenden Luftzug durchlassen, und durch den Rost fallen, die größern aber ungleich brennen. Die Kohlen von hartem Holze halten, wie bekannt, weit länger Feuer, als die von weichem; letztere aber kommen weit schneller in Glut.

Eine noch wohlfeilere Feuerung sind die rohen Steinkohlen, wenn sie nicht 10 im Hundert Asche zurücklassen. Sie brauchen zwar bei der Anwendung etwas mehr Aufsicht zum Schüren als die Holzkohlen, aber sie halten auch weit länger Hitze, und sind daher zu großen Arbeiten sehr brauchbar. Sie brennen am besten auf dem Roste. Das Nähere sehe man in meiner Abh. über die Vorurtheile gegen die Steinkohlenfeuerung (Dresden 1787. 8.) Etwa 7 Kubikschuhe Stücksteinkohlen kommen an Hitzkraft 54 Kubikfußen kiefernem Holze bei. Die verkohlten Steinkohlen (Coaks) sind zu feinern Arbeiten, wo man den übelriechenden Dampf der rohen vermeiden will, noch brauchbarer (ihre Bereitung s. in gedachtem Buche), und sie erfordern bei den langwierigsten Arbeiten sehr wenig Aufmerksamkeit. 100 Pfund Coaks (wovon der schwedische Würfelfuß 1469 Loth wiegt) erfordern zur Verpuffung 526 Pf. Salpeter, woraus man die große Menge ihres brennbaren Wesens abnehmen kann. Sie sollen nach Erfahrungen dreimahl mehr Dienste thun, als Holzkohlen.

Wo der Torf wohlfeil zu haben ist, giebt er auch eine sehr gute und gleiche Feuerung ab, nur daß der Rauch etwas beschwerlich ist. Man wählt den schwerern, erdharzigen Sumpftorf vor dem leichtern Rasen torfe. Man rechnet 2000 Stück Torf 54 Würfelfüßen weichem Holze gleich. Der verkohlte Torf hat eben die Vortheile vor dem rohen Torfe voraus, als die Coaks vor den rohen Steinkohlen.

Die Lohballen oder Lohkuchen geben eine lange anhaltende, gemäßigte Hitze, und dienen zu Digestionen oder gelinden Destillationen sehr wohl. Auch der mit einem Dochte brennende Weingeist und das Baumöl dienen zu ganz gelinden, lang anhaltenden Digestions- und Destillationsarbeiten vortrefflich, Lampenfeuer.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 294-295.
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