Gummiguttebaum

[386] Gummiguttebaum, Guttaesera vera, Kön. ein zur Polygamia monoecia gehöriger mittelmäßiger Baum mit vierblätteriger Blumenkrone, halb so großem vierblätterigem Kelche, einförmigen, glattrandigen, harten Blättern, und glatten, kugelrunden, weißlichen, zolldicken Beeren, worin drei länglichte, fast dreikantige, am Ende mit einem Knötchen versehne, weiße Samenkerne liegen. Er wächst im Reiche Siam und auf Zeylon.

Um das Gummiharz zu erhalten, welches wir Gummigutte (Gummigutt) nennen, pflücken die Einwohner in Siam Blätter und Aestchen ab, fangen die austropfende gelbe Milch in Kokosschalen auf, und trocknen sie auf flachen irdenen Geschirren an der Sonne, bis sie ihn in Blätter einwickeln können. Auf Zeylon lassen sie den Saft aus Einschnitten in die Rinde des Baumes fließen. Das Siamische ist für die Mahler besser; zum Arzneigebrauche sind beide gleich.

Wir erhalten es in Kuchen oder Rollen geformt, oder in Stücken, welche wie zusammengelegter Wachsstock aussehen, von safrangelber, ins röthliche fallender Farbe, kaum durchscheinend, hart, trocken, brüchig, glänzend auf dem Bruche, etwas zähe zwischen den Zähnen, geruchlos und anfänglich geschmacklos, hintennach aber von beißender Schärfe, welche lange anhält, und eine beträchtliche Trockenheit im Munde zurückläßt.

Die Verbindung des Gummi mit dem Harze darin ist so genau, daß weder Wasser, noch Weingeist in ihrer Reinigkeit eine gesättigte Auflösung bewirken; blos die versüßten Säuren, der alkalisirte Weingeist, das mit Laugensalz geschärfte Wasser, und das flüchtige Laugensalz ziehen das Harz vollkommen aus zu einer blutrothen Tinktur.

Das kleinstückige Gummigutt mit Sand und Unreinigkeiten vermischt, muß verworfen werden.

Dieß Gummiharz wirkt als Purgirmittel kräftig, vorzüglich zu drei bis vier Gran in kurzen Zwischenzeiten gegeben, oder zu größern in Eidotter aufgelöst. Es schwächt den Darmkanal auch bei fortgesetztem Gebrauche nicht merklich. Bei Abwesenheit aller Entzündungsanlagen in den Gedärmen und bei Mangel an Reitzbarkeit derselben ist es vorzüglich und besonders in der Wassersucht und gegen den Bandwurm gelobt worden. In Laugensalzen aufgelöst wird es zum bloßen harntreibenden Mittel.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 386.
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