Loheiche

[34] Loheiche, Quercus Robur, L. [Zorn, pl. med. tab. 518.] mit gestielten, länglichten, nach vorne breitern Blättern mit spitzigen, stumpfwinklichten Ausschnitten, und mit fast stiellosen Früchten, ein bekannter, sehr ansehnlicher Baum unsrer Waldungen, welcher im Mai grüngelblich blüht.

Die Alten und Neuern haben sich der Eichenrinde (Cort. Quercus, unrichtig Querci) innerlich, vorzüglich aber äußerlich gegen Schlaffheit der Faser mit großem[34] Nutzen bedient, und des konzentrirten Dekokts als eines fast spezifischen äußerlichen Mittels im kalten Brande. Eben so der Blätter und der Eichelkelche (Fol. Cupalae Quercus), welche allesammt eine große Menge adstringirendes Wesen und Galläpfelsäure enthalten.

Die mehr bitter als zusammenziehend schmeckenden Eicheln (Glandes Quercus) sind roh als ein Hausmittel wider den Rothlauf innerlich gebraucht worden, am meisten aber gelind geröstet und als Aufguß wie Kaffee gebraucht, gegen die Eingeweideschwäche und Abzehrung der Kinder. Man will von der stärkenden Kraft dieses Trankes selbst Drüsenverstopfungen gehoben gesehn haben.

Die durch den Stich eines Gallinsekts, Cynips Quercus calicis [Burgsdorf, Schr. d.b. Nat. Fr. 4. tab. 1. 2.] an den Eichelkelchen der Loheiche entstandenen Auswüchse, Knoppern genannt, enthalten eine ungemeine Menge zusammenziehendes Wesen und dienen zu einem vorzüglichern Gerbemittel als selbst die gemahlene Eichenrinde (Lohe) ist. Sie könnten, wie die Rinde, als ein adstringirendes Arzneimittel gebraucht werden. Man sammelt sie in Pohlen, der Moldau, Ungarn und Böhmen von dieser Eiche, während die südlichern Ländern sie von Quercus Aegilops und Quercus Cerris nehmen.

Die Galläpfel der Loheiche sind groß, völlig rund, eben und sehr leicht; sie könnten, so wenig man sie achtet, doch zu gleichem Behufe als die ausländischen von andern Eichenarten gesammelten ( Galläpfel) gebraucht werden, da sie gleiche Bestandtheile enthalten.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 34-35.
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