Pflanzensäfte

[205] Pflanzensäfte (Succi herbarum) nennt man überhaupt die aus den frischen, blos mit Wasser abgespülten, und abgetröpfelten Kräutern und einzelnen Pflanzensubstanzen gepreßten Säfte ( Auspressen), um theils Zuckersäfte daraus zu bereiten, theils sie zur Auflösung des Eisens ( Eisentinkturen) zu brauchen, theils wesentliche Salze ( Sauerkleesalz) daraus anschießen zu lassen, theils auch, um sie der bessern Aufbewahrung wegen einzudicken ( Dicksäfte).

Insbesondre aber nennt man Pflanzen- und Kräutersäfte jene ausgepreßten, rohen Säfte verschiedner Pflanzen, die man, frisch wie sie sind, Kranke als ein Arzneimittel im Frühlinge trinken läßt. Alles was hierüber für den Apotheker zu sagen ist, wird man im Artikel Auspressen finden. Gegen diese modische Empirie aber zu erinnern, daß die Kräfte der einzelnen Kräuter noch viel zu unbestimmt sind, als daß man Säfte mehrerer Kräuter zusammen verordnen könne, ohne sich an dem Kranken (dem diese Kuren gewöhnlich als Universalmittel auch für unerkannte Krankheiten angepriesen werden) und an den Grundsätzen einer ächten Heilkunde zu versündigen, würde hier der Ort nicht seyn.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 205.
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