Sandbad

[121] Sandbad (Balneum arenae) ist eine Vorrichtung, wo zu erhitzende Gefäße, die dem freien Feuer nicht blosgestellt werden sollen, in einem Gefäße mit Sande (Sandkapelle, Catinus, Catinum) stehen, welches die Gestalt eines Kessels mit oben umgebogenem Rande hat, von Thon, von Eisenblech, oder am dauerhaftesten, von gegossenem Eisen ist, und oben in die Feueröfnung eines Ofens eingemauert, oder sonst fest und dicht eingesetzt wird. M. unter Oefen und Destillation. In den getrockneten und gesiebten, auch wohl vorher geglüheten Sand dieser Kapelle wird der gläserne Kolben, die Retorte, die Abdampfschale, u.s.w. höher oder tiefer eingesetzt, je nachdem dem Gefäße eine niedrigere oder höhere, eine langsamere oder schnellere Hitze beigebracht werden soll und nach Maasgabe anderer Rücksichten. Sie haben nicht selten auf der einen Seite einen Ausschnitt zur Aufnahme eines Retortenhalses; aber auch dieser ist mit einem hervorspringenden Rande versehen, welcher nebst dem übrigen Rande der Kapelle die Oefnung des Ofens völlig verdecken muß, damit kein Feuerzug dazwischen durchgehen und die Arbeitsgefäße beschädigen könne.

Arbeiten, die keine delikate Bestimmung des Feuergrades (z.B. anhaltend fortgesetzte Wärme gleich unter dem Punkte des siedenden Wassers) verlangen, können im Sandbade nach Willkühr mit minderer und größerer, ja selbst mit dunkler Glühhitze behandelt werden. Rothglühhitze und Weißglühhitze verlangt freies Feuer, und eine anhaltende Temperatur unter dem Siedepunkte des Wassers verlangt Wasserbad, soviel man uns auch zu letzterm Behufe von der Dienlichkeit eines in den Sand der Kapelle zu stellenden Wärmemessers vorgespiegelt hat. Er kann uns den Fehler wohl zeigen, aber verhüten kann er ihn nicht, so wenig der geschickteste, sorgfältigste Arbeiter bei den mancherlei nothwendigen Vorfällen im menschlichen Leben, die ihn hindern oder abrufen,[121] für eine solche ununterbrochen genaue Regierung des Feuers aus freyer Hand sich verbürgen kann.

Sind die Kapellen sehr räumlich, und zu mehrern Gefäßen für gelinde Wärme eingerichtet, so nennt man sie Digestorium, w.s. unter Oefen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 121-122.
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