§. [134] 64.

Bei der Erstwirkung von den künstlichen Krankheits-Potenzen (Arzneien) auf unsern gesunden Körper scheint sich diese unsre Lebenskraft bloss empfänglich (receptiv, gleichsam leidend) zu verhalten und, so zu sagen, wie gezwungen die Eindrücke der von aussen einwirkenden künstlichen Potenz in sich geschehen und so ihr Befinden umändern zu lassen, dann aber sich gleichsam wieder zu ermannen, und dieser in sie geschehenen Einwirkung (Erstwirkung) [134] a) wenn es davon ein Entgegengesetztes giebt, den gerade entgegengesetzten Befindens-Zustand (Gegenwirkung, Nachwirkung) hervorzubringen in gleichem Grade, als gross die Einwirkung (Erstwirkung) der künstlich krank machenden, oder arzneilichen Potenz auf sie gewesen war und nach dem Masse ihrer eignen Energie – oder, b) wo es einen der Erstwirkung gerade entgegengesetzten Zustand in der Natur nicht giebt, scheint sie sich zu bestreben, sich zu indiffenziren, d.i. ihr Uebergewicht geltend zu machen durch Auslöschen der von aussen (durch die Arznei) in ihr bewirkten Veränderung, an deren Stelle sie ihre Norm wieder einsetzt (Nachwirkung, Heilwirkung).


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 134-135.
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