§. [229] 204.

Wenn wir alle langwierigen Uebel, Beschwerden und Krankheiten, welche von einer anhaltenden, ungesunden Lebensart abhängen, so wie jene unzähligen Arznei-Siechthume (s. §. 74.), welche durch unverständige, anhaltende, angreifende und verderbliche Behandlung oft nur kleiner Krankheiten, von Aerzten alter Schule entstanden, wegrechnen, so rühren alle übrigen, ohne Ausnahme, von der Entwickelung dieser drei chronischen Miasmen, der innern Syphilis, der innern Sykosis, vorzüglich aber und in unendlich grösserm Verhältnisse, von der innern Psora her, deren jedes schon im Besitze vom ganzen Organism war und ihn in allen Theilen schon durchdrungen hatte, ehe jeder ihr primäres, stellvertretendes und ihren Ausbruch verhütendes Local-Symptom (bei der Psora der Krätz-Ausschlag, bei der Syphilis der Schanker oder die Schoossbeule, und bei der Sykosis die Feigwarze) zum Vorscheine kam, und welche unausbleiblich, wenn dieses ihnen geraubt wird, bald oder spät zur Entwickelung und zum Ausbruche[229] zu kommen von der grossen Natur bestimmt sind, und von da aus all das namenlose Elend, die unglaubliche Menge chronischer Krankheiten verbreiten, welche das Menschengeschlecht seit Jahrhunderten und Jahrtausenden quälen, deren keine so häufig zur Existenz gekommen wäre, hätten die Aerzte diese drei Miasmen, ohne ihre äussern Symptome durch topische Mittel anzutasten, durch die innern homöopathischen, für jede gehörigen Arzneien gründlich zu heilen und im Organism auszulöschen sich verständig beeifert.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 229-230.
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