Dreiundsechzigstes Kapitel

Taufe.

[202] Es ist nicht passend, Leuten, die einem nicht sehr nahestehen, die Patenschaft anzutragen, da diese stets mit pekuniären Opfern verknüpft ist.

Man muß sich demgemäß, ehe man jemand die Patenschaft anträgt, unter der Hand erkundigen, ob der Betreffende zu diesem Amt geneigt ist.

Die Ablehnung einer Patenschaft muß in möglichst zarter Form erfolgen, um den betreffenden Eltern das Unpassende ihrer Wahl nicht allzu fühlbar zu machen.

Unbemittelten Leuten die Annahme der Patenschaft abzuschlagen, ist takt- und herzlos.

Die Geschenke, die man zu einer Taufe macht, richten sich nach den Verhältnissen des betreffenden Paten.

Man schenkt meist Silber. Ein Besteck, einen Trinkbecher, ein Serviettenband usw.[202]

Zuweilen macht der Pate oder die Patin auch der Mutter des Kindes ein Geschenk am Tauftage.

Sehr zart ist es, der Mutter des Neugeborenen am Tauftage schöne Blumen zu spenden.

Zur Tauffestlichkeit ladet man ebenso wie zur Hochzeit gewöhnlich den fungierenden Geistlichen ein. Dieser hat bei der Tafel einen Ehrenplatz einzunehmen.

Es ist ratsam, eine Taufe nicht zu schnell nach der Geburt eines Kindes vorzunehmen, damit die Mutter des Täuflings den Anforderungen eines Tauffestes gegenüber kräftig genug ist.[203]

Quelle:
Kallmann, Emma: Der gute Ton. Berlin 1926, S. 202-204.
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