292. Der Lohn des Helden.

[375] (Pfeffels Vers. 2. Th. S. 27.)


Einst fiel der Leu, der auf der Jagd

Zu tief sich in das Holz gewagt,

Zween Tiegern in die Pranken.

Gewaltig war sein Wilderstand;

Allein erschöpft und übermannt

Fieng er izt an zu wanken.


Da sprang der Dogge schnell heran

Und rettete dem armen Chan

Durch seinen Tod das Leben;

Denn kaum entfloh die Mörderbrut,

So sah er ihn mit stillem Muth

Den Geist den Göttern geben.


Jetzt kam der ganze Hof herbey:

»Mir eckelt hier, sprach König Ley

Zum Fuchse, seinem Sklaven:

Weg mit dem Aas, es braucht kein Grab;[375]

Nur zieh mir ja die Haut ihm ab,

Es läßt sich gut drauf schlafen.«


Ist dieses, rief mit bitterm Hohn

Der Bär zum Wolf, des Helden Lohn,

Nach dem wir alle durften?

Stirb für dein Weib, für deinen Freund,

Fürs Vaterland, für deinen Feind;

Nur nicht für Räuber-Fürsten!

Quelle:
Laukhard, Friedrich: Zuchtspiegel für Eroberungskrieger, Advokaten und Aerzte. In: Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute, Paris [i.e. Leipzig] 1799, S. 375-376.
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