XII. Die Kämpfe um Metz.

[112] Jetzt machte ich mich sofort heran, in meine übernommenen Pflichten einzutreten. Meine Arbeitsstätte war die Kaserne des 1. Garderegiments und die Kaserne der 3. Gardeulanen, die sich allmählich mit Verwundeten füllten, da galt es, für Freund und Feind in gleicher Weise zu sorgen.[112]

Von meinem Vater langten die Briefe an, die später die Grundlage zu seinem Kriegstagebuch bildeten, und ich will durch Auszüge aus diesen über seine und seiner Division Tätigkeit in den August- und Septembertagen berichten.

»Arriance, den 13. August. Gegen drei Uhr kam ich in dies Kantonnement, ein ärmliches Dorf mit mehr Düngerhaufen wie Häusern. Mein Quartier ist entsetzlich, ich werde mich meist bei den Jägern aufhalten, die ihr Biwak hart an meinem Hause beziehen.

In Merlebach, wohin wir am 11. gekommen waren, stieß die 25. (hessen-darmstädtische) Division zu uns, um für den Feldzug mit uns vereint das neunte Armeekorps unter General von Manstein zu bilden. Es war dort Offizierversammlung, und ich lernte die Herren dabei zum ersten Male kennen. Der Prinz Ludwig von Hessen und sein Bruder, denen ich mich vorstellen ließ, begrüßten mich mit großer Liebenswürdigkeit.

Am Nachmittag erfuhr ich, daß der König den Ort passieren würde, und als der Hohe Herr durchfuhr, hatte ich angeordnet, daß der Kapellmeister den Pariser Einzugsmarsch spielen sollte, was den geliebten König angenehm zu berühren schien. Er verstand meinen Wunsch und Gruß, das ersah ich deutlich aus der Art seines Zunickens.

Den folgenden Tag setzte die Division geschlossen ihren Marsch auf St. Avold fort und bezog in der Gegend von Longeville Kantonnements. Ich lag im Schloß und war gut aufgehoben. Wir werden aller Wahrscheinlichkeit nach schon morgen in die vordere Gefechtslinie rücken, das heißt, meine Division soll die rechte Flanke der zweiten Armee decken, die links abgebogen ist, um die Mosel bei Pont à Mousson zu passieren. Somit steht auch für uns der Waffentanz vor der Tür ....«

»21. August. Sonntag aus dem Biwak hart an der Straße von St. Ail nach Ste. Marie aux Chênes. Auf einem viereckigen trockenen Wiesenfleck, der mit einer Art Baumhecke umgeben ist, habe ich für mich und meinen Stab den Lagerplatz einrichten lassen. Die aus dem französischen Lager bei Amanvillers entnommenen Krankenzelte wurden sorgsam aufgeschlagen, Pferdeställe eingerichtet und jetzt werden noch Arbeitslokale für die Feldpost hergestellt.

Die Truppen meiner Division lagern rings herum, längs des großen Weges, hart an St. Ail, natürlich ohne Holz und Stroh. Unsere erste Sorge hier war gewesen, die vielen Pferdeleichen aus der Nähe des Lagerplatzes zu entfernen, denn da das neunte Korps bei dieser ersten Umschließung von Metz vorerst in ein Reserveverhältnis tritt, so wollen wir versuchen, uns einigermaßen häuslich einzurichten.[113]

Früh 8 Uhr hatten wir einen allgemeinen Dankgottesdienst, dem wir alle mit ganz besonderer Andacht beiwohnten. Unser Mittag war zwar schauderhaft gekocht, aber reichhaltiger als in den vorhergehenden Tagen, und das behagte dem ausgehungerten Magen. Jetzt in den Ruhestunden soll mein Bericht an Euch über die letzten erschütternden Gefechtstage niedergeschrieben werden. Offizielle Telegramme und die Zeitungen haben Euch bereits von den großen Ereignissen berichtet. Hier handelt es sich nur um Nachrichten über meine Division und über meine persönlichen Erlebnisse.

Am 14. August hatte mein Auftrag gelautet, durch Vorposten gegen Metz den Abschnitt von Orny zu decken. Der linke Flügel erstreckte sich bis zur Seille, während der rechte die Verbindung mit der ersten Armee (von Manteuffel) in der Gegend von Courcelles bildete. Mein Hauptquartier verlegte ich nach Buchy in ein unwohnliches, meist ganz verlassenes Schloß.

Nachmittags 5 Uhr ritt ich zu den Vorposten. Schon in der Höhe von Silly begann ein heftiger Geschützdonner in der Richtung nach Norden, der sich mehr und mehr verstärkte, so daß ich sofort zu allen Truppen Ordonnanzen sandte und alarmieren ließ. Oberst von Brandenstein, Kommandeur des 36. Regiments, hatte aus eigenem Antriebe bei den Vorposten schon alles zum sofortigen Eingreifen in den Kampf bereit gehalten. Von den Höhen bei Orny konnte man das Wogen des Kampfes in der Richtung über Mercy le Haut deutlich sehen. Da ein Vorgehen der Preußen nicht erkennbar war und nach Lage des Kampfes ein Eingreifen der Division von Süden her großen Erfolg versprach, so entschloß ich mich sofort zu einem Flankenangriffe und erteilte Befehle zum beschleunigten Vormarsche. Zugleich entsandte ich den Leutnant von Trotha von den Dragonern an den General von Manstein, um demselben meinen Entschluß zu melden, als Oberst von Alvensleben querfeldein vom Schlachtfelde angesprengt kam und mir mitteilte, daß unsere Sache in Nouilly nicht gut stände und General von der Goltz Terrain verlöre.

Es war also höchste Eile geboten, und ich ließ die Truppen, die ich zur Hand hatte, gleich antreten, nachdem ich von der, in meiner Flanke haltenden, 1. Kavalleriedivision Hartmann die Zusage erhalten hatte, meine rechte Flanke zu decken. Augenblicklich zur Stelle waren die 3 Bataillone des Regiments 36, 4 Eskadrons Dragoner, 1 Batterie und Regiment 84 sah man bereits im eiligen Anmarsch. Das Kommando der Truppen übergab ich dem eben anlangenden General von Blumenthal, da beide Infanterieregimenter von seiner Brigade waren. Ich erteilte ihm den Auftrag, nach Überschreitung des Eisenbahnüberganges westlich[114] Jury, direkt auf Mercy le Haut zu rücken und es zu nehmen, während das Dragonerregiment links von der Straße meine Flanke bis zur Seille hin decken mußte und nur die Eskadron des Majors von Tresckow zur Aufklärung des Vorterrains direkt auf Metz vortraben sollte.

Die feindlichen Beobachtungsposten wurden von diesen mit leichter Mühe vertrieben, und die Eskadron war bereits mit ihren Spitzen längs der Chaussee bis auf die Höhe südwestlich Mercy le Haut vorgedrungen, als meine Infanterie den Eisenbahnübergang passierte. Blumenthal ging nun mit 2 Bataillonen vom Regiment 36 direkt gegen das Schloß vor und geriet auch bald in den dortigen Weinbergen und Waldparzellen in ein lebhaftes Feuergefecht. Die Batterie Eynatten entsandte ich auf die vorliegende Höhe, gedeckt durch die abgesessene Eskadron Tresckow. Kaum daß die Batterie ihr wirksames Feuer eröffnet hatte, so antwortete das Fort Quelen mit schwerem Geschütz, und auch eine Feldbatterie, die nördlich auffuhr, traf in Tätigkeit. Doch gingen fast alle Granaten über Eynattens Batterie fort, während die Wirkung dieser sich bei dem Feinde bald bemerkbar machte. Infolgedessen sandte General von Hartmann, auf mein Ersuchen, noch eine ihm zugehörende Batterie auf die Höhe, und auch ich ließ die Batterie Kindler von der Divisionsartillerie im Galopp in diese Position einrücken.

Diese drei Batterien beschossen nicht nur das Schloß Mercy le Haut und erleichterten dadurch Blumenthal die Einnahme desselben, sondern sie richteten hauptsächlich ihr Feuer auf die französischen Infanteriekolonnen, die im Kampfe mit der ersten Armee standen. Das Auftreten dieser 18 Geschütze in seiner Flanke schien dem Feinde bald höchst lästig zu werden, seine Kolonnen suchten Deckung und bald verschwanden sie in den Terrainfalten nach rückwärts. Während dieses Gefechts entsandte ich das Füsilierbataillon des Regiments 84, um in meiner linken Flanke Peltre und die nördlich davon gelegenen Höhen zu besetzen, was ohne ernsten Kampf bewirkt wurde.

Blumenthal, der stetig weiter vorgegangen war, bis er die Verbindung mit der Brigade Woyna erreicht hatte, griff in das Gefecht derselben ein. Der Feind zog sich auf diesem Flügel weit zurück. Auch in Nouilly, wo Ladmirault eine Überflügelung versuchte, hatten die Truppen das Dorf Mey erobert. Der Hauptzweck des Gefechtes war erreicht, der Abzug der Franzosen verzögert und die Umgehung erleichtert.

Mittlerweile war es dunkel geworden, und der Kampf hatte auf der ganzen Linie sein Ende erreicht. Ich ließ daher, nachdem der Feind sich hinter seine Forts von Metz zurückgezogen hatte, meine Division ihre Stellung wieder einnehmen.[115]

Eins habe ich noch vergessen zu erwähnen. Als Leutnant von Trotha vom Kommandierenden General zurückkehrte, überbrachte er mir dessen Befehl, nicht in das Gefecht einzugreifen, doch Blumenthal war bereits gegen Mercy le Haut vorgegangen und somit konnte ich den Befehl nicht mehr befolgen, da ich bereits engagiert war.

Oberst von Brandenstein nahm an dem Abend seine frühere Vorpostenaufstellung ein, alle anderen Truppen rückten in ihre alten Kantonnements respektive Biwaks. Ich durchritt noch einige Biwaks und langte nach Mitternacht in meinem Quartier an.

Der Eifer nicht bloß meiner Offiziere, sondern auch des gemeinen Soldaten in diesem ersten Gefecht und ihre unverkennbare Lust, an den Feind zu kommen, erfüllte mich mit großer Freude und Siegeshoffnungen.

Der Feind hatte an diesem Tage, so schien es, durch Metz hindurch das linke Moselufer gewinnen wollen. Er war hierbei von der Avantgarde des VII. preußischen Korps von Colombey her angefallen worden und hatte sich dadurch verleiten lassen, mit drei Armeekorps kehrtzumachen und unserer ersten Armee entgegenzutreten. Allerdings war er zum Abend in seine Verschanzungen zurückgeworfen worden, aber wir hielten es für sehr wahrscheinlich, daß am 15. August, am Napoleonstage, ein allgemeines Vorbrechen des Feindes von Metz her drüben beabsichtigt werde. Um einem solchen Vorhaben gleich energisch entgegentreten zu können, mußte die erste Armee und das XI. Korps eine entsprechende Aufstellung nehmen.

Meine Division erhielt daher den Befehl, in die gestern innegehaltene Stellung bei Peltre wieder einzurücken. Um 7 Uhr früh kam ich dem Befehle nach und wartete bis 41/2 Uhr untätig und vergeblich auf den erwarteten Vorstoß. Dann erfolgte der Befehl, Kantonnements zu beziehen. Ich lag mit dem 9. Jägerbataillon in Goin und war im Schloß gut aufgehoben. Ein treffliches Souper erwartete mich und meine Offiziere, als ich abends 9 Uhr eintraf. Nachdem wir zwei Tage nichts Warmes gegessen hatten, war diese Abendmahlzeit für uns ein wahrer Genuß.

Am andern Morgen, den 16., rückten wir schon früh um 5 Uhr aus, um enge Kantonnements bei Lorry zu beziehen. Auf der Chaussee begegneten wir Teilen des VIII. Korps, auch General von Goeben, der ebenfalls Quartier in Lorry nahm. Als ich beim Maire des Orts eingekehrt war und beim Frühstück saß, sandte mir Goeben seinen Generalstabsoffizier, Major Bumke, um mir die Mitteilung zu machen, daß bei Rezonville ein ernstes Gefecht stattfände, und, obgleich er die Division Barnekow als Unterstützung hinübersenden werde, so wäre damit ein[116] glücklicherer Erfolg doch noch nicht gesichert. Er ließ mich daher auffordern, ebenfalls mit disponiblen Truppen dort einzugreifen.

Eile tat somit not. Das Regiment, das am nächsten kantonnierte, war das 11. Ich sandte daher Oberst von Schöning den Befehl, mit seinem Regiment die Mosel zu überschreiten und nach den Weisungen des Generals von Barnekow dann selbständig und energisch in das Gefecht einzugreifen. Gleichzeitig schickte ich eine schriftliche Meldung an den Kommandierenden General nach Sillegny. Ich selbst wollte auf die Höhen von Arry reiten, um von dort aus einen Blick auf die Schlacht werfen zu können. Noch war ich nicht fort, da kam schon die Ordonnanz vom Kommandierenden General zurück mit dem direkten Befehl, das 11. Regiment sofort zurückzurufen und mich persönlich zu ihm nach Sillegny zu begeben. So sandte ich denn meinen Ordonnanzoffizier Waldemar von Wrangel mit dem abändernden Befehl zum 11. Regiment. Daß ich ihm große Eile dabei anempfohlen hätte, will ich nicht behaupten. Ich selbst ritt zu Manstein, der mir bittere Vorwürfe über die Erteilung des selbständigen Befehls an das 11. Regiment machte und sich auf das bestimmteste dergleichen eigenmächtiges Eingreifen verbat. Die Sache verstimmte mich tief, denn ich hatte es für meine Pflicht gehalten, so zu handeln. Nach Lorry zurückgekehrt, fand ich den Befehl vor, mit der ganzen Division aufzubrechen und die Mosel auf einer Pontonbrücke oberhalb Arry zu überschreiten, um mit der Avantgarde heute noch Onville zu erreichen. Um 61/2 Uhr abends war alles in Marsch. Dem General von Blumenthal übergab ich den Befehl über die Avantgarde mit dem Auftrage, Onville, Bayonville und Wandelainville zu besetzen und seine Vorposten gegen Gorze vorzuschieben, während der Rest der Division in und bei Arnaville biwakieren sollte.

Das Herabsteigen von den steilen Bergabhängen bei Arry auf erbärmlichen Wegen war namentlich für das Fuhrwerk sehr beschwerlich, und das Passieren der schwachen Brücke nahm viel Zeit fort, so daß es dunkel geworden war und ich an den Übergangspunkten Feuer anzünden lassen mußte, damit die Truppen richtig herüberkamen. Als ich nun von der Brücke nach Arnaville ritt, fand ich auf der Straße wie im Dorfe alles zu einem kaum zu entwirrenden Knäuel verfahren. Der Ort war mit Verwundeten angefüllt, und Hunderte von Wagen mit Schwerverwundeten wollten sich nach Süden durchwinden, um Pont à Mousson zu erreichen. Dazwischen fuhren die Munitionskolonnen des III. Armeekorps, Proviantkolonnen und meine Batterie, und das alles auf einer Straße, von der herab kein Ausweichen möglich war. Mit unsäglicher Mühe hatte ich die Sache endlich in Fluß gebracht und, nachdem ich auch dem zuletzt[117] ankommenden Regiment 85 einen trostlosen Biwaksplatz in den Weinbergen angewiesen hatte, begab ich mich nach 1 Uhr in mein Quartier.

Todmüde warf ich mich auf mein Bett, doch schon nach einer halben Stunde erschien der Hauptmann Lignitz vom Generalstab des Korps und brachte mir den Befehl, sofort ein Bataillon auf die Berge bei Ancy sur Moselle vorzusenden, um dort, zur Täuschung des Feindes, größere Biwaksfeuer anzuzünden und alles vorzubereiten, um Punkt 4 Uhr mit meiner ganzen Division aufzubrechen und so rasch wie möglich nach Gorze zu rücken.

Seine weiteren Mitteilungen waren mir sehr schmerzlich, er sagte mir, daß mein Regiment 11 furchtbare Verluste bei dem gestrigen Gefecht erlitten haben sollte. Es tat mir wahrhaft leid, meinen abgehetzten 85ern, die kaum ihr Biwak eingerichtet hatten, keine Ruhe gönnen zu können, aber es half doch nun einmal nichts. Oberst von Falkenhausen, der Kommandeur des Regiments, ging selbst mit einem seiner Bataillone auf die bezeichneten Höhen, um dort einige so mächtige Feuer zu unterhalten, daß man sie sicher von Metz aus sehen konnte.

Blumenthal befahl ich, mit seinen Truppen von Onville aus direkt durch ›Les Gros Bois‹ auf Gorze zu rücken, während ich mit dem Rest der Division über Novéant um 4 Uhr dorthin abmarschierte.

Je näher wir Gorze kamen, desto mehr häuften sich die Spuren des gestrigen blutigen Tages. In Gorze selbst traf ich den Oberstleutnant von Klein, der am Kopf verwundet und von Blut vollständig besudelt war. Von ihm erfuhr ich denn, wie vortrefflich sich die Leute geschlagen hatten und von welcher entscheidenden Wichtigkeit das rechtzeitige Erscheinen des Regiments gewesen war. Allerdings hatten wir enorme Verluste zu beklagen – 41 Offiziere und über 1100 Mann waren kampfunfähig geworden. Mein braver Schöning und der liebenswürdige Major Ising lagen in dem Hause, vor dem wir standen, schwer verwundet und starben wenige Tage darauf, ohne daß es mir möglich gewesen wäre, diesen beiden, von mir so hoch geschätzten Offizieren noch einmal die Hand zu drücken.

Klein sagte mir, daß Schöning den abändernden Befehl von Manstein, den ich ihm durch Wrangel sandte, gar nicht habe annehmen wollen.

Als der erste Schuß gefallen, hätte er dann auf den Befehlszettel geschrieben: ›Zu spät.‹

So hat auch er, seinem Pflichtgefühl folgend, gewissermaßen aus eigner Initiative gehandelt in dem Bewußtsein meiner vollen Zustimmung.

Trotz seiner Verwundung, durch die das linke Auge teilweise aus dem Kopf getreten war, wollte Oberstleutnant von Klein das Kommando[118] des 11. Regiments durchaus übernehmen und versprach mir, die Trümmer desselben möglichst zu sammeln und auf das Plateau nachzuführen.

Als ich bald darauf mit der Spitze einer Kolonne an den Talhang gelangte, stieg dort der König zu Pferde, ein tiefer Ernst lagerte auf seinen Zügen. Ich hatte kurz vorher den Hohen Herrn mit Moltke, von dem er sich Vortrag halten ließ, durch Gorze fahren sehen.

Unangefochten gelangte ich mit meiner Division auf die Höhe nördlich Gorze und nahm östlich des Wegs nach Vionville Stellung, während die 25. Division in gleicher Höhe mit mir links dieses Weges placiert wurde.

In größter Spannung harrten wir Stunde um Stunde auf den Angriff des Feindes. Gegen 9 Uhr sah man immer deutlicher, wie dessen blinkende Heeressäulen in den Terrainfalten von Gravelotte verschwanden.

Ich erhielt den Befehl, Vorposten auszusetzen in der Linie Flavigny-Bois des Ognons, Front gegen Rezonville, mit Anlehnung links an das III., rechts an das VIII. Korps. Füsilierbataillon 84, Major Trenk, übernahm die Vorposten. Dragonerpatrouillen gingen über Vionville weiter nach Norden vor.

Noch einmal hatte ich an dem Tage die Freude, den König zu sehen. Der Hohe Herr durchritt unser Lager und sprach freundlich vertrauensvolle Worte mit uns. Als die Reste des 11. Regiments sich hinter der Division gesammelt hatten, ritt ich zu den Vorposten und über dieselben hinaus, um das gestrige Schlachtfeld zu besichtigen. Entsetzlich hatte hier der Tod gewütet. Namentlich auf dem Gefechtsfelde der französischen Garden fand man die Leichen komplett in gerichteten Reihen. Hier war es, wo das 11. Regiment, aus dem Walde kommend, den Flankenangriff auf die Garden gemacht hatte. Unter den Leichenhaufen richtete sich noch hier und da ein schwer verwundeter Franzose auf und bat um Hülfe. Ich ließ sogleich Ärzte und Krankenträger herbeiholen, um den Unglücklichen möglichst rasch aus ihrer traurigen Lage zu helfen. Tote Preußen fand ich sehr viele, aber keine lebende Verwundete.

Hart bei Flavigny war der zweite Sammelpunkt französischer Leichen. Er bezeichnete die Stelle, wo das französische Kürassierregiment die Attacke machte und fast ganz aufgerieben wurde. Auf der Anhöhe, hart vor unserem Rendezvousplatz, mußte die Artillerie des III. Korps gestanden haben, Leichen und Pferdekadaver gaben ein Bild der Aufstellung.

Von hier aus konnte man den größten Teil des welligen Schlachtfeldes von Mars-la-Tour bis Rezonville übersehen. Mit dem Glase war sogar zu erkennen, daß auf den Höhen am Horizont, in der Richtung über die ersten Häuser von Gravelotte fort, ein Zeltlager aufgeschlagen war.[119]

Der Befehl kam, daß die Division die Nacht hier bleiben und das Biwak einrichten solle. Das war schwierig, da kein Wagen uns hatte folgen dürfen. Der Offizier mußte daher aus der Tasche, der Soldat aus dem Brotbeutel leben und beide auf nackter Erde schlafen.

Die hellaufgehende Sonne des 18. August traf uns bereits, wie wir einen ungenießbaren Kaffee, den ein abgesandtes Kommando besorgt hatte, mit Behagen schlürften. Wir waren mit der Überzeugung aufgewacht, daß ein gewaltiges Würfelspiel heute stattfinden würde. Durch die blutigen Kämpfe am 16. war der Feind allerdings verhindert worden, den beabsichtigten Abmarsch nach Westen durchzuführen. Es blieben ihm aber noch immer zwei große Straßen offen, auf denen er Chalons oder Paris erreichen oder sich mit Mac Mahons Armee vereinigen konnte, und das mußte verhindert werden.

Der Feind sollte isoliert und möglichst nach Metz hineingeworfen werden. Um 5 Uhr waren die Kommandierenden Generale nach Vionville befohlen, um dort die Dispositionen zu empfangen. Sie bestimmten die große Rechtsschwenkung, denn der König hatte am Mittag, den 17. August, beschlossen, folgenden Tags mit versammelten Kräften vorzugehen.

Dementsprechend war das IX. Korps angewiesen, Kavalleriespitzen gegen Leipzig und St. Privat vorzutreiben und Verbindung mit dem Gardekorps aufzunehmen. Meine Division sollte, Rezonville hart rechts lassend, auf Villers aux Bois und Ferme Coutreu vorgehen, rechts Fühlung mit dem VIII. Korps haltend, links mit den Hessen.

Um 10 Uhr langte der Befehl des Prinzen Friedrich Karl an, mit meiner Division über Verneville gegen La Folie vorzugehen und das Gefecht dann zunächst durch Entfaltung einer zahlreichen Artillerie einzuleiten bis die linken Flügelkorps ihre Schwenkung vollendet und mit eingreifen könnten.

Die Division wurde alsbald in Marsch gesetzt. Ich selbst langte mit der Avantgarde vor Verneville an. Die Artillerie nahm eine Aufstellung auf den Höhen bei Amanvillers vor der Ferme Champenois, den linken Flügel derartig vorgezogen, daß ein Enfilieren von den Höhen bei Amanvillers unvermeidlich war. Zur vorläufigen Deckung dieser höchst exponierten Stellung, die die Divisionsartillerie auf besonderen Befehl des Kommandierenden Generals einnehmen mußte, ließ ich zwei Eskadrons der Dragoner unter Rittmeister von Willich mit nach dem Bois de la Cusse vortraben, gefolgt von zwei Kompagnien 36.

Etwa um 111/2 Uhr fiel der erste Kanonenschuß. Die Franzosen wurden durch das Feuer förmlich aufgeschreckt, denn jetzt erst zeigten sich ihre Truppen und zwar in beträchtlicher Stärke.[120]

Von der Höhe nördlich Verneville überblickte man das Schlachtfeld. Champenoi, l'Envie, Chantrenne waren stark besetzt, auch der Wald nach Folie zu. Auf den Höhen von Montigny la Grange standen lange Infanterielinien, untermischt mit Geschützemplacements, und auch bei Amanvillers sah man dichte Truppenmassen stehen. Die Ortschaften waren zur Verteidigung eingerichtet, und auf den Höhen erkannte man an der frisch aufgeworfenen Erde, daß man an allen geeigneten Punkten die Stellung fortifikatorisch verstärkt hatte.

Es war das IV. Korps des Generals Ladmirault, gegen welches der Vormarsch unseres Korps geführt wurde. Die französische Artillerie hatte erhöhte und geschützte Stellungen gefunden und konnte unsere Batterien unter ein umfassendes Feuer nehmen.

Nach dem ersten Kanonenschuß begann aus allen den genannten Orten ein tolles Feuer auf ganz unsinnige Entfernungen.

Da mein Auftrag lautete, in der Richtung auf La Folie vorzugehen, dirigierte ich Blumenthal auf Chantrenne mit zwei Bataillonen 36, während zwei Kompagnien 36 l'Envie angreifen sollten. Beide Unternehmungen glückten, und wurden die Fermen sogleich zur Verteidigung eingerichtet. Ein weiteres Vorgehen wollte aber nicht gelingen, da der vorliegende Wald von La Folie mit doppelten Schützengräben versehen war und seine Lisiere von zwei starken Mitrailleusenbatterien flankiert und gedeckt wurde.

Das 84. Regiment hatte ich sogleich ins Feuer genommen, dessen erstes und Füsilierbataillon warf ich zum Schutz der immer heftiger angegriffenen Batterien in das Bois de la Cusse, und das zweite Bataillon ließ ich Verneville besetzen. Als Hauptpunkt meiner ganzen Stellung mußte es zur hartnäckigen Verteidigung eingerichtet werden, was von Major von Reibnitz mit vielem Geschick ausgeführt wurde.

Die Lage der Division war in den ersten Stunden eine sehr gefährdete. Ganz allein hatten wir die französische Armee angegriffen und wurden dafür mit einem Hagel von Geschossen überschüttet. Endlich gegen 1 Uhr hörten wir rechts die Kanonen des VIII. Korps, und etwa um 2 Uhr begann auch links von uns das Geschützfeuer der Hessen. Trotzdem verringerten sich uns gegenüber die feindlichen Massen keineswegs. Es schienen im Gegenteil bei Montigny mehr Batterien aufzufahren, und feindliche Infanterie versuchte Offensivstöße, die allerdings von l'Envie und Chantrenne mehrmals abgewiesen wurden.

Meine Division hatte ein Terrain von 4000 bis 5000 Schritt zu verteidigen, und da ich vorläufig auf keine Unterstützung rechnen konnte, so mußte ich mir eine starke Reserve bilden, um für alle Fälle vorbereitet[121] zu sein. Ich behielt daher die Brigade des Generals von Below (die 36.) geschlossen in einer Terrainfalte westlich Verneville. Ich selbst hielt mit meinem Stabe auf der Höhe nördlich Verneville, wo ich meine kämpfenden Truppen, sowie die feindlichen Bewegungen übersehen konnte.

Es mochte etwa 3 Uhr sein, als General von Manstein, der am Südrande des Bois de la Cusse bei der bedrängten Korpsartillerie war, mir den Befehl schickte, noch mehr Truppen in das Bois de la Cusse zu senden, da die Batterien ernstlich gefährdet seien. Ich bestimmte die Füsiliere des Regiments 85 dazu, und der Major Wolff von Goddenthow marschierte sofort dahin, formierte Kompagniekolonne und brach aus der Lisiere vor, um die feindlichen Tirailleurschwärme zurückzutreiben, die sich der furchtbar zusammengeschossenen Artillerielinie bedeutend genähert hatten. Wohl wich der Feind zurück, aber kaum hatten die Füsiliere die Höhe des Plateaus erreicht, als sich ein solcher Hagel von Geschossen entlud, daß das Bataillon in fünf Minuten den Major, zehn Offiziere und 485 Mann verlor. Es mußte zurück, um sich im Holze zu raillieren. Oberst von Falkenhausen, der neben mir hielt und die großen Verluste seiner Füsiliere sah, sprengte dahin und sorgte dort für zweckmäßige Besetzung der vorspringenden Waldparzellen. Mittlerweile war es 4 Uhr geworden. Man hörte deutlich in unserer linken Flanke eine heftige, sich immer mehr verstärkende Kanonade. Von da ab bekamen wir etwas mehr Luft, denn die feindlichen Batterien uns gegenüber waren entweder von den unserigen zum Schweigen gebracht oder abgefahren.

Zu dieser Zeit ritt Prinz Friedrich Karl zu mir auf die Anhöhe, wo augenblicklich noch recht viele Granaten einschlugen, und nahm meine Meldung entgegen über den bisherigen Verlauf des Gefechts. Später kam auch General von Alvensleben, der Kommandierende General des III. Korps, und teilte mir mit, daß sein Korps im Anmarsch sei. Ich ersuchte ihn, mich mit einigen Batterien zu unterstützen, um einen neuen Angriff auf das Wäldchen La Folie vorbereiten zu können.

Er versprach es mir bereitwillig, und so sandte ich denn die beiden Musketierbataillone 85 an Blumenthal zur Unterstützung, um welche dieser schon hatte bitten lassen, damit er einen erneuten Angriff auf La Folie machen könne. General von Alvensleben brachte mir bald darauf mehrere Batterien, von denen vier östlich von Verneville am Kirchhof und zwei auf dem rechten Flügel unserer langen Artillerielinie auffuhren und dann ein konzentrisches Feuer auf die Südwestlisiere des Wäldchens eröffneten. Nachdem diese 36 Geschütze etwa eine halbe Stunde gewirkt hatten, unternahm Blumenthal noch einen erneuten Angriff auf das Wäldchen. Dasselbe lag außerordentlich günstig für eine hartnäckige Verteidigung.[122] Seine West- und Südlisiere bildeten zwei gerade Knicks mit einem tiefen Vorgraben, so daß überall ein Etagenfeuer abgegeben werden konnte. Diese beiden Knicks wurden von Geschütz- und Mitrailleusenbatterien flankiert, die ihre vorbereitenden Aufstellungen in den rückwärtigen Verlängerungen dieser Linie hatten. Selbst auf den Höhen bei Leipzig und vor den verhängnisvollen drei Pappeln südlich Montigny standen solche Batterien, die jedem Angriff äußerst gefährlich wurden. Um nun an diese so gedeckte Lisiere heranzukommen, mußte die etwa 60–80 Schritt lange freie Anhöhe erstürmt werden, auf der das Wäldchen lag.

Der Angriff glückte auch diesmal nicht, was wohl mit darin seinen Grund hatte, daß die Abteilungen, die aus dem Bois des Genivaux gegen die linke Flanke der feindlichen Stellung vorbrechen sollten, in diesem ausnehmend dichten und unwegsamen Gehölze sich nicht rechtzeitig hatten durcharbeiten können. Die Verluste waren gerade auf diesem Flügel bereits sehr erheblich. Der General von Blumenthal hatte zwei Kugeln erhalten, Major von Minkwitz, Kommandeur des Jägerbataillons, fünf, Blumenthals Adjutant und der Oberst von Brandenstein waren tödlich verwundet. Der ganze Abhang des Hügels war mit Toten übersät und die Ferme Chantrenne vollgepfropft von Verwundeten.

Es wurde danach vorläufig von einem Angriffe abgesehen, und die Artillerie begann aufs neue diese verhängnisvolle Lisiere und auch das Innere des Gehölzes zu bewerfen. Auf dem linken Flügel im Bois de la Cusse waren ebenfalls kaum Fortschritte gemacht worden, obgleich die ganze hessische Division sich mit meinen dort kämpfenden dreieinhalb Bataillonen vereint hatte. Einzelne Vorstöße hatten unverhältnismäßige Opfer gekostet. Nach heißem Kampf war man dort bis zu dem nördlich vorbeiführenden Eisenbahndamm gekommen. Ganz brillant hielt die Artillerie in ihrer exponierten Stellung aus. Meine vier Batterien verloren sehr viel Leute, darunter auch den Major von Gayl, der gleich tot war, und drei Hauptleute, außerdem 227 Pferde. Von der Korpsartillerie verlor sogar die linke Flügelbatterie alle Pferde, und nur zwei Mann blieben übrig. Dadurch kam es, daß von dieser Batterie zwei verlassene Geschütze von den Feinden weggezogen wurden. Man fand sie später in Metz.

Die Sonne war im Untergehen, als ich wieder mit dem General Alvensleben zusammentraf und von ihm erfuhr, daß nunmehr sein ganzes Korps hinter mir konzentriert wäre. Da ich somit nicht mehr für eine Reserve zu sorgen hatte, beabsichtigte ich die beiden Bataillone des Regiments 11 und das 2. Bataillon 84 aus Verneville gegen Chantrenne[123] vorzuschieben und noch einen Vorstoß gegen das Wäldchen zu unternehmen. Alvensleben war damit einverstanden und schob seine Division hart an Verneville heran. So hatte ich nun meine letzten drei Bataillone eben am Kirchhof vereinigt, als mir die Meldung gebracht wurde, daß die Bataillone des VIII. Korps, die neben meinem rechten Flügelbataillon im Bois des Genivaux fochten, im Rückgehen begriffen wären, und daß der Feind größere Massen zwischen Leipzig und Moskau konzentriere.

Da somit meine rechte Flanke ernstlich bedroht war, außerdem die zunehmende Dunkelheit ein geregeltes Vorgehen durch das unwegsame Bois des Genivaux fast unmöglich machte, so gab ich den Vorstoß auf und traf Anordnungen, um dem etwa erfolgenden Vordringen des Feindes mit aller Kraft entgegentreten zu können. Es wurde deshalb Verneville gegen Südwest zu nachhaltiger Verteidigung eingerichtet, wobei Schloß und Kirchhof zwei Angelpunkte bildeten. Dazwischen warfen die Pionierkompagnien Schützengräben und Geschützemplacements auf.

Dabei war es dunkel geworden, und das Feuer verstummte allmählich. Kavallerie und Artillerie zog ich hart an Verneville heran und ließ die Infanterie in ihren Gefechtsstellungen, durch Feldwachen gedeckt. Der Feind hatte das niedergebrannte Champenois geräumt, behielt aber Amanvillers, Montigny und Bois la Folie besetzt.

Verneville war mit Verwundeten überfüllt, selbst auf der Straße sah man noch im Lampenschein die Ärzte bei ihrer blutigen Arbeit. Einquartierung in den Ort zu legen, war ausgeschlossen. Unter meinem Torwege hatten sich mehrere Herren meines Stabes ein Lager gesucht. Ich wollte mich dort eben auch auf ein Bund Stroh werfen, als ein Adjutant des Kommandierenden mich mit meinem Adjutanten zu ihm beschied. Spät kehrte ich zu meinem Torweg zurück, da aber der dort noch freie Platz sich in unmittelbarer Nähe einer Kuh befand, ließ ich vor dem Torweg eine Schütte Stroh bringen und warf mich darauf. Ich mußte aber einen Posten dabeistellen, um sicher zu sein, daß mir in der Dunkelheit nicht das Stroh unter dem Leibe weggezogen wurde, oder daß dieser und jener, über mich wegkletternd, mich recht unsanft stieß.

Beim Grauen des Tages langten durch Dragonerpatrouillen die Meldungen an, daß La Folie, Leipzig, Moskau, Chatel St. Germain, Montigny und Amanvillers vom Feinde verlassen wären, ebenso ein Lagerplatz, der mit allen möglichen Dingen reich versehen wäre.

Auf höheren Befehl konzentrierte sich meine Division östlich von Verneville mit vorgeschobenen Vorposten auf den Höhen von La Folie, während Kavalleriepatrouillen mit dem Feinde bei Plappeville und St. Quentin Fühlung suchten. Ich bezog mit meinem Stabe das Biwak in[124] einem Kohlgarten. Am Vormittag hatte Prinz Friedrich Karl sämtliche Kommandierenden Generale an den Ausgang von Verneville bestellt und erteilte dort die Befehle für die nächste Zeit. Der Hohe Herr kam nachher zu mir herangeritten, war sehr freundlich und dankte mir ganz besonders für die frühen und richtigen Meldungen, die ich ihm gesandt hätte. Als der Prinz sich entfernte, ritt ich mit einigen Offizieren auf das vor uns liegende Schlachtfeld. Furchtbar hatte auch hier der Tod gewütet. Bei Amanvillers fanden wir das verlassene Lager. Eine unglaubliche Beute wurde hier gemacht. Alles hatte der Feind zurückgelassen, und auch Dinge, deren Mitführung ins Feld ich allerdings nicht für möglich gehalten hätte. Wenn ich die verschiedenen Delikatessen, Hummersalat, eingemachte Früchte, teure Weine usw. auch nicht verdammen will, so ist es doch anderseits unbegreiflich, wie man eine Auswahl von Parfümerien, Schminke und dergleichen in den Krieg mitschleppen kann. Das ganze Lager war bedeckt mit den feinsten Militär- und Zivilanzügen, zierlichen Lackstiefeln, Pelzen und Wäsche, alles bunt durcheinander.

Es war erlaubt, daß sich unsere Leute davon nehmen durften, was sie brauchen konnten. So ließ ich denn für meine Truppe so viel Zelte wie möglich einpacken, auch eine Pelzdecke, die mir gute Dienste tun soll.

Der Feind hatte sich hinter seine detachierten Forts zurückgezogen, und auf Allerhöchsten Befehl begann nun die enge Zernierung der ganzen Armee des Marschalls Bazaine und der Festung Metz durch die erste und zweite Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen.

Der Abend bricht ein, der Regen wird immer stärker, und ein jeder kriecht in sein Zelt, das meinige gleicht auffallend einer hellgrün angestrichenen Hundehütte. Schön sieht es nicht aus, aber es hält den Regen ab ....«

Quelle:
Liliencron, Adda Freifrau von: Krieg und Frieden. Erinnerungen aus dem Leben einer Offiziersfrau, Berlin 1912, S. 112-125.
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Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

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Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

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