Sorge für des Nächsten Ehre und guten Namen.

[203] Die Ehre des Nächsten muß dir theuer und werth sein, denn Sprüchw. 22, I. heißt es: Ein gut Gerücht ist köstlicher denn Gold und Silber. Es ist aber nicht genug, daß du seiner Ehre und guten Namen keinen Flecken anhängst, du mußt sie auch retten, wo sie beschimpft wäre, und so andere Leute böses von ihm reden, dich seiner annehmen und ihn vertheidigen, wo es nur geht. Wenn man dieses oder das von ihm erzählt, mußt du auftreten und fragen: weißt du auch es gewiß und bist du dabei gewesen, oder plapperst du es andern Leuten nach?[203] Vielleicht hat er es nicht so gemeint, und nicht aus der Ursache gethan, wie du vorgiebst. Oder es ist ihm schon längst leid. »Siehe so mußt du dich deines Nächsten Ehre erbarmen«.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 203-204.
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