4. Die Ansätze zu selbstbiographischen Aufzeichnungen

[122] Titel für meine auf meine öffentliche Laufbahn beschränkte Selbstbiographie1


Selbstbekenntniß eines Menschen meiner Zeit von F.O. – seiner Zeit würde ich schreiben, wenn ich anonym bliebe, was aber nicht meine Absicht.

Bekenntniß eines modernen Theologen – ein Titel, den ich seines ironischen Charakters wegen verwerfe – denn Theologe will ich selbst nicht sein, und überdies würde die Selbstbezeichnung auch der Anfechtung durch andere an sich selbst (?) verfallen.


Zu meiner Lebensbeschreibung


26. Dec. 97.


Ich gehe an selbstbiographische Aufzeichnungen nicht ohne jede Selbstüberwindung, ja nicht ohne ein Gefühl, damit fast das beste Stück meines Lebensglücks anzutasten, nämlich meine Fähigkeit, es besser als Andere aushalten zu können, mich nicht mit mir selbst zu beschäftigen. Mich treibt keine Schuld, die ich um den Preis meines Lebens abzuschütteln hätte, in mich selbst zurück. Nicht daß ich etwas Anderes sein wollte als ein Mensch und damit ein sehr bedenkliches[122] Wesen. Ich gebe auch gern zu, daß zartere Gewissen, die, was ich im Leben gethan und gelassen, so gut wüßten wie ich, mein eben mir entfallenes Selbstbekenntniß nur mit Entrüstung anzuhören vermöchten. Zu meiner Entschuldigung habe ich auch nichts Weiteres zu sagen als, daß es mir mit diesem Selbstbekenntniß gar nicht einfällt mich hinter die allgemeine »Bedenklichkeit« der Menschheit zu verstecken, um etwa ein vorzüglich unbedenkliches Exemplar dahinter vermuthen zu lassen, und ich es nur nicht fertig bringe, mich zu den vorzüglich Bedenklichen zu stellen. Auch der Glaube, ein Genie zu sein, hat mich nie für mich interessirt. Ich bin mir stets mit Talenten jeglicher Art nur besonders mager ausgestattet vorgekommen. Besitze ich eine Gabe, die ich mir vor den Meisten zutraue, so ist es eine gewisse Fähigkeit, mich bei der Betrachtung der Dinge von ihnen los-und aus ihnen herauszulösen. Damit bin ich denn auch nicht zufällig ein Gelehrter geworden, und ich hätte als solcher wohl auch etwas Hervorragendes werden mögen, hätte ich sonst nur etwas mehr Gaben besessen, um mit dieser einen etwas Rechtes anfangen zu können. Auch mein Leben selbst mit seinem eigenen Reichthum an Bewegung und Ereignissen ist nur ein conte à dormir debout. Ich habe zwar dabei nicht geschlafen, aber vielleicht nur weil ich geringen Antrieb hatte, mich damit zu unterhalten. Blieb also endlich noch, um es zu thun, als Motiv der Drang, mir die Meinung anderer Leute zu sichern. Hier sehe ich mich nun in der einfachen Erklärung, daß ich mir aus dieser Meinung überhaupt nichts gemacht habe, durch zwei Thatsachen meines Lebens behindert. Gegen die Meinung bestimmter – das wird bei mir so gut wie bei Jedermann so viel heißen wie weniger – Menschen bin ich wohl nie gleichgültig gewesen: indessen was mir das Leben in dieser Hinsicht in der Person meiner beiden besten Freunde beschieden hat, hat in dieser Hinsicht meine Bedürfnisse überreich befriedigt und hat als ein mir in den Schoos gefallenes Geschenk vor allem darin[123] für mich unschätzbaren Werth, daß es Bedürfnisse der hier in Rede stehenden Art in mir gar nicht hat eigentlich lebendig werden lassen. Insofern fehlt mir so zu sagen die nöthige Erfahrung, um von meiner Gleichgültigkeit gegen die Meinung Anderer zu reden. Aber selbst gegen die Meinung einer unbestimmten Allgemeinheit kann ich mir nicht, mindestens nicht in allen Perioden meines Lebens, nur Gleichgültigkeit zusprechen. Ich bin als Knabe von Schüchternheit außerordentlich geplagt gewesen, so sehr daß ich schon damals, hätten sich sonst die Umstände meines Lebens nicht so vielfach gefügt und verbunden, um mein Temperament zu erheitern, dabei ein ernstes chronisches Leiden hätte davon tragen können. Auch hat es bei mir ungebührlich lange gedauert, bis ich die Sache überwunden und als Folge davon nur noch ein gewisses Ungeschick im Verkehr mit Menschen zu empfinden hatte. Mit dem mich aber abzufinden mir nachgerade so weit gelungen ist, daß ich mich nur vor der Gefahr des Cynismus in dieser Hinsicht hüten muß, für den ich keinen Geschmack habe. Ich lebe überdies nicht allein, sondern mit meiner lieben Frau und unter ihrer Aufsicht. Und wie mild ist diese. Dieses vorbehalten, bekenne ich mich aber allerdings unbedenklich zur Gleichgültigkeit gegen die Meinung Anderer. Einmal hat bei Allem was ich gethan habe das Motiv, mich vor bestimmten Anderen – geschweige denn vor »den Anderen« überhaupt – auszuzeichnen, einen Antheil gehabt, den ich, zumal im Verhältniß zu seiner Schätzung in Moralsystemen, denen ich selbst den Respect nicht versage, nur äußerst gering nennen kann. Was nun aber das Ding betrifft, das man »öffentliche Meinung« nennt, so habe ich vom Augenblick an, da es für mich überhaupt zu existiren begann – und das ist, wie sich vielleicht aus schon eben Bekanntem entnehmen läßt, überhaupt erst spät eingetreten – sehr geringe Schätzung dafür gehabt und habe diese geringe Schätzung wohl wie Alle, die damit angefangen haben, mindestens in der Zeit, der mein Leben angehört,[124] sich allmählich zur veritablen Geringschätzung auswachsen sehen.

Mit alledem sollte es mir nun, scheint es, erlaubt sein, mich für einen Menschen zu halten, der dafür praedestinirt sei, seine Selbstbiographie nicht zu schreiben. Um mir jedoch selbst gerade diesen Freibrief für die Unterlassung einer »Selbstentäußerung« dieser Art auszustellen, fehlt mir die Hauptsache, der Begriff der Praedestination.


7. Jan. 98.


Aber auch mich innerhalb der Grenzen einer rein verständigen Weltbetrachtung haltend, außerhalb deren ich mich ganz verliere, habe ich Gründe genug, auf diesen Blättern an eine eigentliche und ausgeführte Selbstbiographie nicht zu denken. Schon in diesen wenigen den Gedanken versuchenden Tagen hat mich der Eindruck zu überwältigend gefaßt, daß ich mich damit gleichsam selbst untergraben und was in mir von strenger Wahrhaftigkeit als Wirklichkeit steckt, auslöschen würde. So habe ich denn als etwas, das mir den Gedanken unausführbar erscheinen läßt, auch das noch glücklich zu preisen, daß ich noch nie bis auf die Versuche dieser Tage seit dem 15. Dec. ein Tagebuch geführt und überhaupt selbstbiographische Aufzeichnungen unternommen habe, außer den durch Examina veranlaßten. In dieser Art habe ich mich eben nie mit mir beschäftigt und mich wichtiger zu machen, als es bisher geschehen, habe ich zur Zeit, da ich im Alter auf so geringe Leistungen zurücksehe, nur noch weniger Anlaß als je zuvor. Ich müßte demnach alte Briefe und dgl. hervorholen, um mein Leben zu beschreiben, und würde damit mir so zu sagen zum Gegenstand eines Studiums. Dem Kunstproduct der Rhetorik, das aber so zustande käme, gehe ich πὺξ καὶ λάξ aus dem Wege. Ich würde überhaupt an meine Selbstbiographie auch nicht einen Augenblick denken, wären nicht in meinem Leben zwei Punkte: der mir selbst etwas drückend dunkle[125] Punkt meiner öffentlichen Laufbahn und sodann meine Freundschaften, meine beiden Freunde Treitschke und Nietzsche, gegen welche beide, so verschieden hoch ich sie auch in Hinsicht auf ihren menschlichen Werth stelle, ich mit dem Gefühl einer unerledigten Dankesschuld aus dem Leben scheide, wenn ich von ihnen nicht zu Andern gesprochen. Sie gehören aber zur Zeit beide dem öffentlichen Leben.


30. Dec. 97.


Ich bin ein kleines Individuum mit großer Selbstliebe. Weder ein ungewöhnlich starker Wille noch Talente irgend welcher Art zeichnen mich aus. Auch habe ich mir nie eingebildet, ein Mensch besonderer Art zu sein. Aber apart für mich habe ich mich stets gehalten und bin im Leben immer mehr zum Einsiedler geworden. Jenes war unter den für mich gegebenen Umständen nicht leicht und erklärt zu einem guten Theil, warum ich so wenig geleistet, und warum ich kein leichtes Alter habe. Zum Trost habe ich nur den negativen, daß ich weil ich zuviel auf mich hielt und von meinen Leistungen zu viel verlangte, mich freilich niemals in die überreizte Production hineinziehen ließ, zu welcher unser Zeitalter so überreiche Lockmittel hat, und bei welcher man ein dürftiger Pfuscher sein und ein in beiden Hemisphären anerkannter Meister werden kann, bei welcher also auch meinen Talenten größere Erfolge erreichbar gewesen wären als sie mir zutheil geworden sind. Ich klage ja in dieser Hinsicht nicht. Nach anderer Anerkennung als der meiner Pairs habe ich nie getrachtet, und von der habe ich unzweideutige, wenige und wenig geräuschvolle aber mir vollkommen genügende Zeugnisse. Nur ist gewiß, bei so geringem Antrieb durch starke Gaben und dennoch daneben stehender weitgehender Selbstgenügsamkeit, habe ich wenig fertig gebracht und habe nun im Alter keinen Anspruch auf eigentliche Muße. Ich habe mein Leben lang mich für eine Arbeit vorbereitet,[126] welche nun die Kräfte, die ich noch besitze, die Spanne Zeit, auf die ich noch rechnen kann weit überragt. Um mehr als eine dürftige Anzahl nicht einmal besonders hervorragender Aufgaben kann es sich jetzt nicht mehr handeln. Wozu noch ein anderer Umstand kommt, der mich hindert dem Traum, in den ich im Frühjahr in der ersten Freude über die erlangte Freiheit verfiel, nachzuleben. Wie ich zu spät zur freien Arbeit komme, so auch zu spät zur Beschäftigung mit mir selbst. Obwohl ich in außerordentlichem Maße bei meinen Arbeiten darauf aus war, sie als mein persönlichstes Eigenthum zu beherrschen und eine andere Sorge im Grunde dabei nicht gehabt habe, ist dieses auffallender Weise in mir von äußerst geringer Neigung begleitet gewesen, in mich selbst Einkehr zu halten. Das hat nun zur Folge gehabt, daß ich zur Zeit solchen Stößen ausgesetzt bin wie dem am 15. d.M. erlittenen, bei welchem ich die Feder zu meinem Eusebius Aufsatz gerade an einem an und für sich mich besonders interessirendem Punkte (Halmel's Aufsatz) – nachdem ich freilich eben vorher den Verdruß Harnack-Heinrici überwunden hatte – niederlegte, um an selbstbiographische Aufzeichnungen zu denken. Ich machte schon in wenigen Tagen die Erfahrung, daß ich damit nur in kürzester Zeit den kleinen Rest von Kräften aufreibe, der mir noch überhaupt bleibt, mit fast sicherer Aussicht auf einen für mich unannehmbaren, jedenfalls auf einen ganz problematischen Erfolg. Dem zur Selbstbetrachtung geneigten Jüngling, dem die Erfahrung noch mangelt, mag der Gedanke an dgl. besonders nahe liegen und dann wieder dem vom entgegengesetzten Lebenspole auf sein Leben zurückblickenden alten Manne. Für beide ist jedoch die Arbeit der Selbstbetrachtung eine gleich unpassende. Wer mit dem geschärften Auge unseres Zeitalters in die Klippen und Gefahren aller Selbstbiographie hineinblickt, die ihr namentlich von Seiten menschlicher Eitelkeit und Redegewandtheit erwachsen, wird erkennen, daß nichts mehr die[127] ungebrochene Kraft des reifen Mannes voraussetzt, als Selbstbiographie und Selbstbetrachtung, wenn etwas Anderes als ein mehr oder weniger stattliches Denkmal menschlicher Eitelkeit dabei herauskommen soll oder tendenziöse Absicht. Der Jüngling übersieht jene Klippen und Gefahren, der alte Mann hat, auch wenn er sie sieht, nicht mehr die Kraft sie zu umschiffen. Schon die größere Ferne, aus der er die Dinge betrachtet, ist mehr scheinbar als wirklich eine Minderung der Gefahren. Diese Ferne mag zur zweckmäßigen Reduction des Stoffes taugen, dieser Vortheil wird mehr als aufgewogen durch das Bedenken der durch sie erhöhten Willkür und Freiheit des Betrachtern. So halte ich denn schon jetzt den ganzen Gedanken nur in sehr stark reducirter Form fest und denke an eine Ausführung nur noch in einer durch die stärksten Cautelen gegen Verirrung geschützten Form.

Manchmal denke ich über mich: habe ich nicht alle Ursache an unserem Jahrhundert ein warnendes Beispiel zu nehmen? Nämlich daran, daß es immer selbstbewußter wird, je altersschwächer es wird? Sollte das nicht daran hängen, daß wir vielleicht beide niemals jung gewesen sind, sondern Altersschwäche uns eben angeboren ist? Dann sage ich mir aber wieder zum Trost: Kommt mir allerdings die Weisheit erst in einem etwas reifen Schwabenalter – soweit es die des Jahrhunderts ist, ist es doch nur was darin jugendlich ist. Ich bin freilich kein Jüngling mehr, aber was mich mit dem mir zeitgenössischen Jahrhundert verbindet, ist wirklich nur, was in seinen Bestrebungen jugendlich war, mag das Jahrhundert auch nie das rechte Alter seiner Bestrebungen gehabt haben. Noch jetzt ist es nicht die altkluge Weisheit des Jahrhunderts, für die ich glühe, sondern für seinen Freiheitsdrang und Alles, was es in diesem für die Menschheit geleistet hat. Für die alten Götzen, die es zu stürzen unternahm, habe ich wenigstens auch keine eingebildete Kraft mehr übrig.

5. März 98.
[128]

Ich habe wenig geleistet, aber denke mit aufrichtiger Begeisterung an das Viele, was ich an meinem Theile Anderen zu leisten noch hinterlassen habe, und rufe ihnen aus ehrlicher Überzeugung und Einsicht zu: Ermüdet nicht, es lohnt fernere Anstrengung!

5. März 98.


Kathedervortrag und schriftstellerische Behandlung der Kirchengeschichte


Nicht unfein und vielfach lehrreich sind Loof's Bemerkungen über die Schwierigkeiten der Aufgabe des Darstellers der Allgemeinen Kirchengeschichte in seiner Recension von Schubert's Bearbeitung des 1. Bandes der Möller'schen Kirchengeschichte (Theol. Litt. Ztg. 1898, No. 3, S. 81 ff.). Ihr Grundfehler ist aber, jene beiden Arten der Behandlung der Allgemeinen Kirchengeschichte nicht scharf aus einander zu halten. Es ist hier auf keinen grünen Zweig zu kommen, so lange man nicht sich einfach der Nothwendigkeit beugend grundsätzlich darauf verzichtet, an den Kathedervortrag der Allgemeinen Kirchengeschichte die höchsten Anforderungen zu stellen. Allgemeine Kirchengeschichte ist heute eine unmögliche Aufgabe, ihre Lösung wird aber auf dem Katheder zur Zeit verlangt, ein Unsinn, wenn man ihr den Gebrauch secundärer, legitimer und selbst illegitimer Hülfsmittel nicht nachlassen will (Rhetorik, Tendenz und Absicht u. dgl. m.). Kein anderer Zwang aber als der seiner Unverschämtheit zwingt heute irgend jemand, mit einer allgemeinen Kirchengeschichte als Schriftsteller hervorzutreten, und hier besteht freilich kein Anlaß dazu, von den strengsten Anforderungen an die Leistung nachzulassen. So lange die zur Zeit gegebenen Bedingungen der Leistung bestehen, ist das klarste Bewußtsein über diese und der angespannteste Fleiß zur Herstellung besserer zu fordern. Weil aber die gegenwärtige litterarische Production der allgem. Kirchengeschichte vielmehr gemeinhin aus Kathedervorträgen hervorgegangen[129] ist, arbeitet sie nur systematisch am Fortschritt der Confusion.

Ich selbst habe freilich während meiner langjährigen Wirksamkeit als academischer Lehrer der Kirchengeschichte die hier geforderten Grenzen stets und aufs strengste eingehalten, freilich nicht sowohl aus den oben angedeuteten Gründen, sondern weil ich in meiner ganzen Auffassung meines theologischen Lehramts und der ihm gesetzten bescheidenen Grenzen subjectiv das stärkste Motiv zu jener Einhaltung hatte.


30. Mai 99.


Ungeschickt und schwerfällig bin ich stets gewesen und diese meine Begabung empfinde ich vor Allem im Moment, da ich daran bin, darzulegen wie ich Theologe wurde. Denn nur das hervorragendste Ungeschick hat mich, von Haus aus allen persönlichen Confessionen der Art so gründlich abgeneigten und so lange Zeit seines Lebens ihnen auch so consequent fern gebliebenen Menschen zu guter Letzt und noch auf meine alten Tage in die Lage drängen können, in die ich heute gerathen bin. Wie ich denn mit den im Spätjahr 1897 von mir begonnenen Aufzeichnungen schon zur Genüge mir Denkmäler der Plage verschafft habe, die mir die Unbequemlichkeiten und Verlegenheiten dieser Lage zugezogen hat. Ich fröhne mit den beifolgenden Blättern jedenfalls keiner Liebhaberei, mindestens müssen sie meine Freundschaft sich noch erwerben.

Der Gedanke (bei mir selbst ein alter Knabengedanke, sonst aber nicht mir eingegeben), Pastor zu werden ist bei mir nie etwas anderes als ein alter Knabentraum gewesen. Er war als solcher schon meinem Vater bekannt und sein von Petersburg aus nach Dresden an mich gerichteter Brief vom 29. Jan. 1851 ist das werthvollste Zeugniß, das ich darüber habe. Er fällt mir am 30. Aug. 1899 wieder in die Hand (im Ordnen meiner alten Familienbriefe) zu einer Zeit wo ich selbst über den Sachverhalt mir in der Hauptsache schon[130] vollkommen klar geworden war, und bestätigt und bestimmt in höchst werthvoller Weise die eigene Vorstellung, bei deren Zusammensuchen ich ja nur allzusehr mich von Fußangeln bedroht empfunden habe.

So gern ich zugebe, daß ich für einen christlichen Geistlichen nie den geringsten Beruf gehabt, so wenig zweifle ich daran, daß ich zum »modernen Theologen« immer noch gut genug gewesen bin, zu dem was man im letzten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts so zu nennen pflegt.


30. Aug. 1899.


Zur Veröffentlichung meiner Selbstbiographie, meiner posthumen persönlichen Auseinandersetzung mit dem Christenthum, bin ich gern bereit zuzugestehen, daß sie meinerseits, was die Franzosen eine gaucherie nennen ist, daß es lediglich ein Ergebniß meiner ungeschickten Lebensführung ist, wenn ich dazu gekommen bin etwas derart zu schreiben. Gewiß ich konnte Besseres thun, namentlich im Alter, und dennoch muß ich mich nun einmal in die eigene Preisgebung eines viel angenehmeren otium cum dignitate für mein Alter fügen. Dessen Ruhe habe ich selbst verspielt, indem ich's mir im Leben zu gut sein ließ, und in diesem nur zu früh und zu viel der Ruhe pflegte und mir's wohl sein ließ.


7. Nov. 99.


Wir leben gegenwärtig in keiner Periode, in welcher gleich der Renaissance-Zeit oder der Jugend-Zeit des modernen Rationalismus, das menschliche Individuum ans Licht drängte. Wenigstens geschieht heute so etwas nur selten der allgemeinen Denkweise der Zeit gemäß, diese vielmehr ist geneigt, das Individuum möglichst in seine Schranken zurückzuweisen und unter den Bann irgend einer es beherrschenden Allgemeinheit zu thun. Und auch ich denke hier, mich von dieser Denkweise meiner Zeit durchaus nicht zu emancipiren, auch ich bin der geflissentlichen Beschäftigung[131] mit mir selbst sehr abgeneigt und von der Überzeugung durchdrungen, daß sehr wenig Ersprießliches dabei herauskommt. Meine »Confessionen« wollen vielmehr meine Isolirung gewissermaaßen entschuldigen, erklären, mehr als sie zur Anerkennung auf den Schild erheben.

Bei solchen Confessionen ist vor allem Wahrheit zu erstreben und doch Cynismus zu vermeiden.

Blicke ich auf meinen Lebenslauf zurück, so ist es gewiß nicht der eines großen, ganz auf sich stehenden Menschen, den ich vor mir sehe, wohl aber der eines kleinen, der sich im großen Haufen, zu dem er gehört, stets sehr für sich und abseits gehalten hat. Ich weiß wohl wie viel in meinem Leben die Umstände bei dieser meiner Isolierung dazu gethan haben – sie sind sogar wie um die Wette dabei thätig gewesen –, wage ich aber überhaupt aus dem dunklen Grenzgebiet zu reden, in welchem sich für jedes menschliche Individuum die vollkommene Sicherheit des Gefühls darüber verliert, ob es sich unter und neben den sein individuelles Leben überragenden Mächten selbst überhaupt noch findet und etwas wie subjective Zuversicht nur noch für das Genie bestehen kann, so drängen sich mir aus dem Ganzen meiner Lebensführung einzelne Züge immerhin so dicht und deutlich entgegen, an denen ich mich nicht ohne Antheil weiß, und die gleichfalls zu jenem schon bezeichneten Gesamtziele der Isolierung das Ihre gethan haben, daß für mich an meinem Rechte activisch von meinem Antheil daran zu reden, kaum noch ein Zweifel besteht. Und in der so weit erlangten Ruhe vermag mich weder die Gewißheit noch aufzustören, zu der ich mich doch wiederum bekennen muß, niemals, d.h. in keinem einzelnen Moment meines Lebens jenes Ziel wirklich und im strengen Sinne mir selbst gesetzt und mit meinem Willen und Wissen erstrebt zu haben, noch das Bewußtsein, daß in jener sich mir ergebenden Isolierung alle Schwierigkeiten und Wonnen meines Lebens sich für mich unentwirrbar verknoten.

7. Febr. 1900.
[132]

Selbst von dieser Zuversicht habe ich heute noch viel verloren, wo ich in meinem 68. Lebensjahre wieder überlese.

(10. Apr. 1905.)


Ich habe mir, meiner ganzen Lebensführung und meinem Temperament zufolge, zu viel im Alter zu thun übrig gelassen. Mir fehlt daher die »Freude im Alter«, von der Nietzsche Menschliches, Allzumenschliches I, 167 (der Ausg. Leipz. 1886) redet. Höchstens daß ich dafür an der Freude, mich länger als sonst wohl anginge – nämlich wenn ich mich mehr »fertig« fühlte – jung zu fühlen, Ersatz habe. Ein schwaches Surrogat. Denn »angebrochen« bin ich genug um schon etwas vom »Zerstört werden« zu schmecken und an dem was nicht »fertig« geworden ist zu verzweifeln.


21. März 1900.


Schüchternheit die einzige Plage meiner sonst so fröhlichen Jugend. Sie hat mich nicht nur verhindert ein großer Mensch zu sein, sondern auch ihn zu spielen, geschweige denn zu werden.


30. März 1900.


Wir werden als Christen geboren, was ich natürlich ganz anders meine als Tertullian seine »von Natur christliche Seele« und Manchem von uns kommt in seinem Leben kein Zweifel bei, ob er es auch ist. Die Sache versteht sich für ihn entweder von selbst und bleibt auf sich beruhen, oder es drängt ihn zu ihrem (theolog.) Bekenntniß (ohne daß irgend ein Zweifel hinter diesem Drang steckte – sehr seltener Fall). Indessen vielen von uns geht es auch ganz anders. Ihnen drängt sich unter den Problemen, die ihnen das Leben zuträgt, auch die Frage entgegen, ob sie auch sind, was sie von Geburt her heißen, und sie unternehmen nun dieses zu beweisen, ihr Bekenntniß zum Christenthum (theolog.) zu begründen, oder es nur zu untersuchen, wie es damit stehe.[133]

Auch diese Untersuchung freilich kann mit verschiedenem Interesse geschehen. Lediglich aus Interesse am Problem, wobei es sich nur darum handelt, sich klar zu machen, was die Wissenschaft überhaupt dem Christenthum als solchem leisten kann und was nicht, oder einem irgendwie zugewachsenen Interesse sich des Christenthums zu entledigen, z.B. um den Druck, den man davon empfindet, sei es nun auf den Willen oder auf den Intellect, los zu werden. In welchem Sinne habe ich mich nun mit besagtem Problem als Theolog beschäftigt? Gewiß nicht, wenigstens nicht ursprünglich und vornehmlich, aus irgend einem Drang, das Christenthum los zu werden. Denn dazu bin ich nie vollkommen genug in seinen Fesseln gewesen, in keiner Periode meines Lebens habe ich es als Vergewaltigung empfunden, sondern meine in dieser Hinsicht stets empfundene Freiheit hat mich zur Frage geführt, ob ich wirklich bin, als was ich geboren bin, bei allem diesem Problem nun gewidmeten Nachdenken hat mich lediglich das Problem selbst oder das Verhältniß des Christenthums zur Wissenschaft interessiert. Ohne jeden gegen das Christenthum gerichteten Haß und ohne irgend eine sonst empfundene gewaltsame Catastrophe bin ich zur Überzeugung gelangt, daß ich als Theologe das mir durch die Gemeinschaft, in die ich gestellt bin, gegebene Verhältniß zum Christenthum lediglich untergrabe. Ich weiß nicht, was ich als Christ geworden wäre, wenn mir die Frage, wie es mit mir als Christ stehe, entweder nie gekommen wäre, oder doch von mir niemals systematisch, d.h. theologisch verfolgt worden wäre. Indessen so wie sie (die Frage) sich mir ergeben hat, habe ich mit ihr an meinem Christenthum die Erfahrung gemacht, daß dieses sie nicht verträgt, daß mein Wissen mich um meinen Glauben gebracht hat. Das mag sich nun für Andere damit einfach erklären, daß ich auf diese Weise nur verloren, was ich nie gehabt; und ficht mich diese Meinung auch nicht an, so muß ich sie mir doch gefallen lassen. Theils weil ich sie manchem[134] dieser Anderen durch vollständiges Verschlossensein gegen das Verständnis eines sich aus der Wissenschaft (od. theolog.) begründenden Glaubens zurückgebe oder vergelte, theils weil ich nichts weniger als im Sinne habe, mich mit dem Zweifel gegen das Christenthum, mit dem ich aus dem Leben scheide, für einen schiffbrüchigen Glaubenshelden auszugeben. Ich habe es nie über den Kinderglauben gebracht: Weiter standgehalten hat mein Glaube nicht.


12. Dezember 1900.


Ich habe als Lehrer der Theologie unzweifelhaft viel mehr gelernt als meine Zöglinge. Und wie konnte es auch anders sein, da ich mich ihr Lehrer zu sein nur stets geweigert, d.h. ihnen meine Theologie nie vorgetragen habe und am beständigsten darauf bedacht gewesen bin, sie mit dieser Theologie zu verschonen? Da wird jeder mich fragen: Wie kam ich denn bei solchem Verhalten zur Theologie und vor allem wie blieb ich dabei? Die erste dieser Fragen kann nur meine Lebensgeschichte beantworten, die nur ich schreiben kann, – so gut wie im Sinn, in dem ich dies meine, jedermann, – die aber noch nicht geschrieben ist und selbst äußerst geringe Aussicht hat, noch je geschrieben zu werden. Zur zweiten Frage will ich von dem Mancherlei, das ich darauf zu antworten hätte, hier heute nur zugestehen, daß ich bei der Theologie kaum geblieben wäre, hätte ich nur eine deutliche Vorstellung davon gehabt, wo ich Gelegenheit gehabt hätte, besser oder auch nur eben so gut Kirchengeschichte zu lernen, wie ich sie ab ovo, d.h. von dem Ei ab, dessen Legung es bei mir bedurfte, als Professor dieser Disziplin an einer Universität gelernt habe. Ich bin meinem Amt als Lehrer geradezu abgeneigt gewesen, aber als Lernender im höchsten Grade dabei interessiert. Daß so wenig aus dieser Schule herausgekommen ist, das kann natürlich nur an mir hängen, doch mehr als Schüler denn als Lehrer. Ich habe mich nicht mit den eigenen Talenten ausstatten können, die[135] man nun einmal in keiner Schule entbehren kann, die ich aber nicht hatte.

Die Theologen nenne ich »die halben Gegner ihres Glaubens, welche die Kirche stets im eigenen Schooße geborgen hat« schon in meinem Progr. über die Auffassung des Streits des Paulus mit Petrus in Antiochien, Bas. 1877, S. 8. Wo aber eine Hälfte ist, da stellt sich nothwendig auch früh oder spät das Ganze ein. Das mußte auch die Theologie erfahren. Ich glaube nicht, daß ich der erste ganze Gegner des Kirchenglaubens bin, den sie hervorgebracht hat, aber gewiß weiß ich, daß ich nicht der letzte bin, oder vielmehr ich weiß das Eine nicht minder als das Andere. Ich bin nicht der Erste und auch nicht der Letzte. Nur wird es vielleicht bald andere Leute unter den Theologen nicht mehr geben können. Wie dem auch sei, in der einst geschlossenen Schaar der Bekenner ihres Glaubens wird es auf mich auf jeden Fall sehr wenig angekommen sein. Und ich verlange auch nach nichts besserem als nach diesem Verschwinden in der Menge. So schreibe ich aus vollem Herzen als der alte, von kaum noch einem Faden mit dem Lebendigen zusammengehaltene Mann, der ich heute am 13. Apr. 1905 hier noch bin.


Amt ist – wenn es gut geht – qualificirter Beruf und darum heißt es auch: Wem Gott ein Amt giebt, giebt er auch Verstand. Aber bei mir ist es eben nicht gut gegangen und darum könnte es nur heißen: Wem Gott ein Amt giebt, dem nimmt er den Verstand. Gewiß ist, es ist mir selbst erstaunlich gewesen, wie ungeschickt ich mich bei allem officiellen Thun stets benommen habe. Es ging bis auf die Tischrede herunter.


In diesem zur Zeit nationalistisch zerrissenen Europa käme ich mir selbst wie ein Judas an meinem Fatum vor, wenn ich mich dem furor teutonicus oder sonst einem Teufel der Art[136] in die Arme stürzen wollte. Er und seines Gleichen mögen mir stets in der Ferne bleiben, aus der mir auf sie zu blicken ein gütiges Geschick von vorn herein gegeben und merkwürdig treu bewahrt hat.


Bummelei


Sie hat ihren zweifellosen Werth. Am Abend seines Lebens schrieb der fleißige und gewiß nicht malcontente G. Freytag (27. Nov. 1872): »Am liebsten würde ich dort (im Himmel) Bummler, ich habe mein Lebtag dazu die größte Neigung gehabt, und ich fühle jetzt manchmal mit einer wahrhaft schmerzlichen Sehnsucht, daß ich die schönste Lebenszeit hindurch diese menschenwürdigste aller Erholungen zu sehr entbehrt habe.« (G. Freytag und Heinr. v. Treitschke im Briefwechsel, Leipzig 1900, S. 166.) Wenige Jahre später macht auch einmal Treitschke in seiner Weise in pathetischeren Worten einem ähnlichen Stoßseufzer aus Berlin Luft (ebendas. S. 172 f.). Wie viel habe ich im Vergleich zu diesen beiden Männern »gebummelt« und wie wenig auch fertig gebracht! Und nicht einmal um dieses zweiten willen bedauere ich jenes erste. Das Wenige, was ich bin, hat sich auch nur um den Preis des Wenigfertigbringens behaupten lassen. Cui bono, das habe ich freilich auch nicht ergründet, und schließlich gilt am Ende von uns gleich: Consumor! Großen und Kleinen, Schaffern und Bummlern. – Vgl. übrigens auch Freytags Geständnisse in der Haltlosigkeit und Vereinsamung seines Alters am 15. März 1876 (als er noch an 20 Jahren zu leben hatte): »Es ist dumm, wenn ein so alter Vogel noch den Pips kriegt, und ich schelte mich selbst am meisten darum und mühe mich unter den alten Freunden wieder Antheil an ihrem Leben zu gewinnen.« (A.a.O.S. 176 f.) Auch kenne ich diese »Pipsanfälle« als »a.D.« ganz wohl, wenn sie mir auch später gekommen sind und darum vielleicht nicht mehr gleiche Energie haben.
[137]

Meine Wahlsprüche


λάϑε βιῶσαι

Ama nesciri sibi discere und – wenn es so weit kommt – auch sibi scribere.

Durchaus nicht zur Selbstempfehlung hier zusammengestellt, vielmehr jedenfalls zum Bekenntniß meiner Schwächen. Und ganz in diesem Sinne möchte ich hier auch den Wahlspruch stellen


Ἀεὶ γηράσκω πολλὰ διδασκόμενος


Ich war im Lernen eben stets ungebührlich langsam.


Alles was ich thue und lasse, verwickelt sich stets mit so viel Überlegungen, und dann bin ich wiederum so dürftig mit Talenten, die ans Licht drängen, ausgestattet, daß ich dazu bestimmt war, sehr wenig zu Stande zu bringen. Das gilt namentlich auch von aller meiner Schriftstellerei.

Ich bin ein kritischer Träumer.


Ich habe ungefähr mein Leben dazu gebraucht, zu erkennen, daß meine »Tendenz zur Theologie« eine falsche war. »Ich habe aber an Einsicht gewonnen, weshalb ich mich auch darüber beruhigen kann. Und das ist der Vortheil, den wir aus jeder falschen Tendenz ziehen«, sage ich mir mit Goethe zum Troste (Eckermann Gespräche II, 95 der Ausg. Leipz. 1896). Doch auch jene meine Anfangsworte sind nicht ganz streng zu nehmen. Es ist wahr, ich habe erst dahin gehen müssen, ehe ich jene »falsche Tendenz« nicht nur erkannt und für die Erkenntniß auch einen klaren Ausdruck gefunden hatte, sondern diesen Ausdruck auch der Öffentlichkeit preisgegeben hatte. Aber davon ist auch bei mir nicht die Rede, daß ich selbst nicht vor meinem Lebensende zur Klarheit gekommen wäre, wie Goethe zur Klarheit über seine falsche Tendenz zur bildenden Kunst. Vielmehr auch bei mir geht die entsprechende Erkenntniß recht lange dem[138] Lebensende voraus. Ich habe nur Gründe zu haben gemeint, die theils in meiner Talentlosigkeit, theils in äußeren Umständen, die mich bestimmten, lagen, um den Ausdruck meiner Erkenntniß bis zum Lebensende zurückzuhalten.


Meine 27jährige Professur der Theologie in Basel hat keinen anderen Sinn gehabt, als mir für mich das Christenthum als Problem so lange zu conserviren, und ich bin denn auch, wie vielleicht bei diesem Verfahren nicht anders möglich war, schließlich zu keiner für Andere darstellbaren Lösung des Problems gekommen (zu allem, was ich in diesem Sinne noch unternähme, fehlt mir nun die Kraft), wohl aber, was mich betrifft, zu meiner gründlichen Befreiung davon. Unter diesen Umständen bin ich denn auch darauf angewiesen, mich für die Mitwelt möglichst wenig ernst zu nehmen. Was für diese bei meiner Wirksamkeit herausgekommen ist, ist hervorragend nur durch seine Dürftigkeit, und mag ich auch bei meiner Lebensführung mehr für die Zukunft als für die Gegenwart gelebt haben, so bin ich doch zu wenig gegen die Evidenz der Wahrheit, daß man auch für die Zukunft nur in der Gegenwart arbeiten kann, verschlossen, um nicht wohl zu wissen, daß ich mich auch in Hinblick auf sie nicht allzu ernst zu nehmen habe. Ich habe mein Leben nicht verloren, habe sogar vielleicht noch jetzt davon noch mehr als man gemeinhin in meinem Alter noch übrig hat, aber Staat ist damit nicht zu machen.


Meine Laufbahn als Professor der Theologie ruht allerdings zuletzt auf einem jugendlichen Mißverständniß. Ich bin überhaupt Theologe geworden mit dem flachsten philanthropischen Pfarrerideal, wie es nur aus der Denkweise des ausgehenden vorigen und des anfangenden gegenwärtigen (19.) Jahrhunderts hervorgegangen ist. Es war so schwach und festen Grundes entbehrend, daß es schon der Erfahrung meiner Studentenzeit nicht widerstand. Schon diese ließ[139] mich ungläubig lediglich mit dem Christenthum als Gegen stand wissenschaftlichen Verständnisses zurück. Ich bin aus einem zwar durchaus nicht antireligiösen – Beweis, daß ich daran denken konnte, Pfarrer zu werden – aber gewiß irreligiösen Geschlecht hervorgegangen, schon als Kind einer gemischten Ehe, welche meiner katholischen Mutter geradezu religiösen Einfluß auf unsere Erziehung von Anfang an beschränkte – besonders unter dem Einfluß meiner von Haus aus streng lutherisch gesinnten guten väterlichen Großmutter, die übrigens in ihren letzten Tagen (was ich aber als Knabe nur aus der Ferne und nachträglich erlebte) selbst an ihrem Glauben irre wurde.

Wie könnte ich aber streng genug mich dagegen verwahren, als verfolge ich mit dem eben niedergeschriebenen die Absicht, meine Eltern anzuklagen, und zu begehen, was mich in Heiligenbiographien – in der des Origenes, gewissermaßen der ältesten schon – so oft und tief verletzt hat. Diese guten Eltern, denen ich die glücklichste Jugend danke, auf jeden Fall einen Schatz, der wie kaum ein anderer mein ganzes Leben nach allen Dimensionen sozusagen erleuchtet hat, eine nur allzu glückliche vielleicht. In Wahrheit meine ich diesen Eltern außer dem Glück auch die Freiheit zu verdanken, mit der ich wie durchs Leben gegangen, so auch aus ihm scheide.


Eine aus meinen letzten Lebenstagen der Welt von mir hinterlassene Selbstbiographie würde, wie mir scheint, einen kaum minder dicken Strich über den Sinn meines ganzen Lebens ziehen, als eine Bekehrung zur Kirche. Eben weil die Geringfügigkeit dessen, was ich im Leben geleistet, mich zur Bekehrung treibt (triebe?), würde auch eine Selbstbiographie, die ich mir noch abzwänge, zur Verletzung berechtigter Selbstliebe ausschlagen. Schuld ist es, daß ich so wenig geleistet, aber es ist noch etwas Anderes, und ich muß es tragen, daß dies gewissermaaßen mein Geheimnis bleibt.[140]

Von mir ist wenig da und auf jeden Fall viel weniger noch zu erwarten. Gäbe es nicht auf Erden doch noch ein paar Menschen, die ich noch herzlich liebe und durch welche ich mich noch an das Leben gekettet erscheine, indem ich ihnen durch das Band der Liebe meine Person noch schuldig wäre, ich sollte heute zweifellos nicht mehr da sein. Solcher mich in dieser Weise auf Erden festhaltender Menschen giebt es zur Zeit nur noch zwei. Sie mögen mir verzeihen, wenn ich eines Tages der Last der Gleichgültigkeit gegen das Leben erliege, die mich von diesem trennt und den Tod schon heute nur als den milden Befreier vom Verhängniß des Daseins betrachten läßt.


Bei seiner Selbstbiographie die Miene eines Beisitzers des jüngsten Gerichts annehmen, wenn nicht gar die des Weltenrichters selbst, ist, mag es nun dabei auf Verdammung oder Lossprechung abgesehen sein, für jedermann eine augenscheinliche Absurdität, auch für die Menschen der Kirche, die wir noch unter uns haben. Für den Ungläubigen erscheint ein solches Thun aber vollends einfach, d.h. ohne daß er noch sonderliche moralische Entrüstung bei dieser Einsicht hinzufühlte, als das eines Verrückten, der eben ohne oder selbst wider alle verständigen Motive handelt. Denn der Ungläubige weiß, daß es für Menschen so etwas wie ein jüngstes Gericht nicht giebt, und also auch nichts, was an die Stelle treten könnte, auch nur indem es seine Mienen annähme. Menschliche Moralität hat überhaupt ohne die Vorstellung eines jüngsten Gerichts auszukommen. Das mag seine schweren Bedenken haben – für Bekenner des Islam mag es absolut unfaßlich sein – beschwichtigt können sie natürlich am wenigsten werden durch Zulassung eines so thörichten Wahnes, als könne je das Gericht, das wir an uns selbst vollziehen, das jüngste ersetzen. Ist der Glaube wirklich begründet, daß die Menschheit sich nur unter einem über ihr schwebenden Damoklesschwerte der Art entwickeln[141] kann, so wird ein neues schon erfunden werden, inzwischen ist es jedenfalls zu erfinden und die Noth darnach nicht mit Spielereien mit dem alten zu verhüllen. Ich für meine Person empfinde die Nothwendigkeit der Erfindung in Zukunft nicht und kann davon überhaupt reden vielleicht nur, weil ich in unbegreiflicher Weise die Empfindung, in der Zukunft meine Heimath zu haben, mit der Unfähigkeit verbinde ihr Prophet zu sein.


Erdrückung kann niemand ertragen, Disciplinirung niemand entbehren. Unsere Zeit bedroht den Einzelnen mit vielleicht nie dagewesener Gewaltthätigkeit und Unablässigkeit mit Erdrückung, während sie selbst die altererbten Mittel der Disciplinirung nur in einer Form bietet, die sie unbrauchbar macht, zugleich aber neue noch nicht hat. So wird das Individuum in ihr durch Verzweiflung in sich zurückgetrieben und dann sich selbst überlassen, d.h. in der unseligsten Weise entfesselt und isolirt. Die Aufgabe, die hier der Zukunft gesetzt ist, hat niemand besser erkannt als Nietzsche. Kein Heros in diesem Kampfe für die bessere Sicherung des Individuums stelle ich mich doch in die Reihe der darin Gefallenen.


Pessimismus und Optimismus, Altruismus und Individualismus – wehe dem Denken, das sich zwischen die Scheeren solcher Alternativen nehmen läßt! Die Welt ist wie sie ist – sie ist wunderschön und grauenvoll zugleich. Es ist nicht möglich, sie genug zu bewundern, und nicht möglicher, sie zu vertreten, der Mensch kann in seinem Verhältniß zu ihr nichts Anderes, Besseres und Höheres thun als sie anzuerkennen, sie zu nehmen, wie sie ist, und sich von der Gleichgültigkeit seines Werthurtheils über sie durchdringen zu lassen. Ob sie gut oder schlecht, schön oder häßlich ist kann er nicht entscheiden und was kann denn auch hierauf ankommen! Und ebenso in Hinsicht auf seine Entscheidung[142] über Altruismus und Individualismus. Ohne das Individuum kann in der Menschenwelt nichts geschehen, aber ebenso gewiß ist, daß das Individuum für sich darin nichts vermag. Auch die Menschheit muß als solidarisch gelten und kein Werthurtheil, das über die Rangordnung von Individuum und Gesammtheit in ihr entscheiden will, hat die geringste Bedeutung für ihr Leben und Bestehen selbst. Die Majestätsrechte des Individuums und der Gesammtheit sind ganz gleich, sie zu entzweien und ihre gegebene Einheit zerreißen zu wollen ist der Gipfel der Thorheit, denn es muß ein ganz nichtiges Thun bleiben. Weder der Menschheit noch dem Individuum ist hier mit irgend welcher Maxime zu helfen. Die Menschheit ohne Individuum ist nichts, aber auch dem Individuum läßt sich nur rathen sich gegen den Strom der Gesammtheit, in den es sich geworfen findet, zu behaupten, indem ihm zugleich der entgegengesetzte Rath gegeben wird, sich diesem Strom zu überlassen und sich dabei zugleich Alles und Nichts zu dünken. Darüber ist nicht hinaus zu kommen.


Alles gegenwärtige Trachten nach religiöser Reaction, nach Wiedereinsetzung des alten Glaubens in sein früheres Ansehen, seine frühere Kraft und Wirksamkeit ist vergeblich und zu einem guten Theil ein Zeichen um sich greifender Erschlaffung und Trägheit. Man ist da, wo man sich mit allem Fleiß, mit allem Denken und Dichten hingebracht hat, so unbefriedigt, daß man bereit ist umzukehren, alles fernere Streben verzweifelnd aufzugeben. Vergebens; denn man kann nicht was man will: der Verrath am Alten, der Abfall davon ist unsühnbar, auch dafür gilt Hebr. 6, 4–8, so lange man nicht überhaupt den Glauben daran preisgeben will, daß man vorwärts gestrebt hat. Es hilft nichts, ist man so weit, muß man auch weiter, und wie man es betrachte, es ist unmöglich, einmal »gekostetes Licht« wie einmal gekostete Finsterniß von sich zu werfen ohne zu einer[143] Erde zu werden, die nur noch Dornen und Disteln trägt »deren Ende das Verbrennen ist«. Hat uns unser Abfall wirklich alles Licht ausgelöscht, so ist gerade von aller Umkehr am allerwenigsten wieder Licht zu erwarten, um so gewisser kann es nur vor uns liegen. Wir stehen eben vor demselben ἀδύνατον wie die alten Christen.


Meine Gespanntheit mit der modernen Theologie hängt am Ende mindestens ebenso sehr an der Differenz unserer Empfindung für das Christenthum wie an der für das Moderne, an dem von mir mit den Modernen nicht getheilten Bedürfniß dazu das Christenthum zu vertreten, wie an der mäßigeren Begeisterung für das Moderne. Ich bin vielleicht in der That auch in der Gegenwart weniger zu Hause und in meinem Elemente. Ich habe wenigstens oft eine lebhafte Empfindung ich hätte mich besser im 18. Jahrhundert und seinem Erwachen der Humanität, in seinem Sentimentalismus und der damit zusammenhängenden gründlichen Entfremdung vom Christenthum befunden. Freilich noch stärker empfinde ich das Falsche an der modernen Theologie, und darum möchte es doch seine Richtigkeit damit haben, daß ich moderner bin, aber nur kein moderner Theologe. Es mag mir manches am Modernen »zu stark« sein, unerträglich »stark« jedenfalls nur die Theologie der Modernen. Sie kommt mir wie eine ganze widrige Gier nach dem Modernen vor, die ich eben nun nicht theile.


Meine Selbstbekenntnisse werden stets sich der Bedenklichkeit von Selbstbekenntnissen eines Bescheidenen zu erwehren haben. Bescheiden bin ich wirklich stets gewesen, denn ganz gewiß habe ich mir nie eingebildet, etwas Besonderes zu sein. Sollte ich eben damit einem besonderen Drange mich selbst zu loben ausgesetzt sein? Ich muß wenigstens meinem Feinde gestatten es anzunehmen, und für absonderliche Selbstgefälligkeit zu halten, was mir wie Bescheidenheit erscheint.[144] Schließlich muß ich mich dessen getrösten, daß ich mich doch besser kenne als ein Anderer. Das ist am Ende das ultimum refugium aller Selbstgefälligkeit, aber wer mag sie auch daraus vertreiben? Ich will gegen die meine zwar nicht wüthen, aber um ein Asyl für sie ist es mir wahrlich auch nicht absonderlich zu thun. Weiß ich doch nicht, ob ich mich nicht in das Bewußtsein nichts Besonderes zu sein, stets mit sträflicher Gelassenheit gefunden habe?


»Der Mensch ist kein lehrendes, er ist ein lebendes, handelndes und wirkendes Wesen.« (Goethe im Vorwort zu seiner Übersetzung des Diderot'schen Versuchs über die Malerei, in meiner Ausgabe der Werke XXIX, 384.)

Wie habe ich mich als Lehrer der Theologie zu dieser hohen Weisheit verhalten? Ich habe zu lehren unterlassen, aber nicht um diese Weisheit zu bestätigen, sondern um mich als lehrendes, handelndes und wirkendes Wesen nach Kräften zu streichen. Wie war ich zu dieser Verkehrtheit gedrängt, das möchte ich in meiner Aufzeichnung über meine theologische Laufbahn klar machen. Es wird nicht ganz gelingen können, ohne daß ich mich selbst als Mensch preisgebe, zugestehe, daß wenigstens das Lebendige, Handelnde und Wirkende im Menschen bei mir etwas zu kurz gekommen ist. Und was hilft es, daß ich übersehe, ich sei etwas von einem unpraktischen Träumer gewesen? Kein Anderer wird es gleich mir thun, gewiß nicht die Welt, die an dem Wenigen was sie von mir hat in der Sache vollkommen erbaut ist.


Menschen ist es nicht beschieden, in irgend welche Beziehungen zu treten, die sie nur vertheidigen könnten; denn keine vermögen menschlicher Kritik Stand zu halten. Zum Glück indessen können sie lieben, und so sollen sie Mutter und Vater, ihr Vaterland2, ihre Geschwister, ihre Freunde und[145] ihre Geliebte lieben, aber nicht vertheidigen. Denn das geht eben so nicht, wie es die Liebe möchte, d.h. bis ins Ende, das ist aber für das Lieben auch gar kein Hinderniß. Denn Liebe erkennt gar keinen Angriff an und ist verloren wenn sie sich dadurch irre machen läßt. Aber das kann und braucht sie auch nicht zu thun, denn sie ruht auf ganz anderer Grundlage als auf der Anerkennung objectiver, allgemein auch für andere bestehender Unangreifbarkeit ihrer Objecte, und ist darum auch durch keinen fremden Angriff von ihrem Grunde abzudrängen. Und so temperirt sich auch aller Pessimismus in Hinsicht auf die Welt für Menschen in menschlicher Weise nur durch die Liebe. Lieben sie nur die Welt, so kann ihr auch aller Pessimismus bei ihnen nichts anhaben, d.h. der Verzicht auf Weltvertheidigung kann sie nicht sonderlich anfechten. Das verstehe man aber nicht als Aufforderung zum »Verzicht darauf, die Welt zu vertheidigen«, sondern nur zum Verzicht darauf, die Vergeblichkeit der Vertheidigung ernster als billig zu nehmen. Denn jener allgemeine Verzicht würde auf Verzicht auf alle Menschenwürdigkeit des Daseins, alle Cultur hinauslaufen. Ohne Kritik kommen wir nicht vorwärts, und diese mag uns zu falschen Idealisten machen, aber das sollen wir nun eben verhüten, und das hat am meisten Aussicht auf Erfolg, wenn wir uns vor jeder absonderlichen Einbildung auf unsere Kritik hüten. Auch sie sollen wir lieben, aber darum nicht meinen, daß sie grenzenlosen Werth hat, z.B. daß für unser Dasein nur unsere Kritik und nichts Besseres als diese gesorgt[146] haben könne. All unsere für Dinge dieser Welt empfundene Liebe beruht vielmehr zum allgeringsten Theil auf unserem Zuthun und gründet sich fester als auf dieses auf ihre natürlichen Grundlagen. Diese natürlichen Grundlagen mag ja Jemand, der darüber zu reden weiß, unter dem Namen Gott begreifen. An diesem Namen wird ihre Festigkeit auf keinen Fall hängen.

2. Kann man zu jenen oben aufgezählten Dingen, die man liebt, ohne sie vertheidigen zu können, d.h. die man wirklich liebt, auch noch die Religion rechnen? Das ist eine große Frage auf die das Christenthum selbst wenigstens eine Antwort, welche die Bejahung sehr fraglich macht, bietet. Denn es verlangt für sich, daß wir wie die Kinder werden, und ist ganz gewiß diese Forderung, unter allen, die es aufstellt, nicht diejenige, bei der es den geringsten Anspruch ernst genommen zu werden hätte. Aber entsteht dann nicht auch die Frage, ob nicht nur unter Kindern Liebe zur Religion allein möglich ist? Ich wenigstens begreife nicht, wie man ins Leben gestellt, in das wir Menschen der Gegenwart gestellt sind, sich ernstlich über die Antwort auf diese Frage Bedenken machen kann. Man kann ja sagen: ein gewisses Maaß von Kindlichkeit erfordert ja das Bestehenbleiben der Liebe bei allen oben aufgestellten Beziehungen, damit würde aber immer nicht gesagt sein, daß es zur Zeit mit dem Aufbringen dieses Maaßes unter uns bei der Religion nicht anders steht als sonst. Was kann aber darüber weniger beruhigen als der nervöse Drang, der neuerdings in unserer modernen Welt so stark hervortritt, die Religion zu vertheidigen? Man fühlt eben die Liebe schwinden, die sonst alle Vertheidigung so leicht macht, heißt das aber nicht so viel als daß die Grundlagen menschlicher Liebe bei der Religion zu versagen beginnen?

Fußnoten

1 Die jedenfalls posthum erscheint.

Für jetzt handelt es sich für mich, die Sache soweit zu fördern, daß ich jederzeit bereit bin, die von mir eingeforderte Rechenschaft abzulegen. Nur unter Vorbehalt dieser Bereitschaft kehre ich noch zu unpersönlicheren Arbeiten zurück.


2 Es ist wahrlich nicht das Glück unserer Vaterländer, daß die Werthlosigkeit theoretischer Vaterlandsliebe sich durchaus nicht gleich natürlicher Anerkennung wie die Werthlosigkeit etwa theoretischer Mutterliebe erfreut, oder daß »Patriotismus« neben schlichter Vaterlandsliebe noch so hoch im Werth steht. Braucht das Vaterland etwa Pfaffen, die unsere Mutter nicht braucht, und fürchten etwa diese Pfaffen, die Bereitwilligkeit, das Vaterland zu vertheidigen, stehe mit der theoretischen Vaterlandsliebe auf dem Spiel? Das mag ja sein, je mehr sich Vaterlandsliebe von ihrer natürlichen Grundlage, der Heimathsliebe entfernt. Aber eben diese Entfernung ist an sich ein heilloser Schaden, leidet am heillosen Grundschaden alles Idealismus, sofern dieser an die Wurzeln aller unserer menschlichen Beziehungen tastet und ihre Wahrheit erschüttert.


Quelle:
Overbeck, Franz: Selbstbekenntnisse. Frankfurt a.M. 1966.
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