Vorwort

[6] Im nachfolgenden teile ich Erinnerungen aus meinem Leben mit, soweit ich glaube, daß sie für einen weiteren Kreis von Interesse sind. Es ist nicht »Wahrheit und Dichtung«, was der Leser dieses Buches finden wird, sondern ausschließlich Wahrheit. Ja, ich glaube, ich habe die einzelnen Abschnitte meines Lebens mit der Genauigkeit von photographischen Augenblicks-Aufnahmen dargestellt.

Das Schicksal hat mich im Gang meines Daseins mit einer Reihe von bemerkenswerten Persönlichkeiten zusammengebracht, welche meine Leser in dieser Darstellung gekennzeichnet oder doch erwähnt finden werden. Insbesondere ist mein Leben zwischen Deutschland und England hin- und hergependelt, und eine genaue, auf Anschauung beruhende Kenntnis beider liegt meiner Erzählung zugrunde. Aber auch die Jahre, welche ich in Mittel- und Südafrika zugebracht habe, haben ihren Niederschlag in diesen Erinnerungen hinterlassen. Ich habe mich bemüht, meine Lebensgeschichte möglichst unbefangen und unbeeinflußt von meinen Empfindungen darzustellen. Aber, natürlich, ein jedes Lebewesen betrachtet diese Welt von seinem eigenen Standpunkt aus, und somit wird man es auch mir gestatten, mein eigenes Leben aus meinem Gesichtswinkel heraus zu erzählen. Ein endgültiges Urteil wird erst einer späteren Zeit zustehn. Ich persönlich kann sagen, daß ich in meinem Dasein sehr oft die Empfindung gehabt habe: »Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.«


Bad Harzburg, Villa Annenburg,

September 1917


Carl Peters[7]

Quelle:
Peters, Carl: Lebenserinnerungen. Hamburg 1918, S. 6-8.
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